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Zeiss Ikon / Voigtländer Icarex 35

2024 © Thomas Gade


Review. Analoge Spiegelreflexkamera für Kleinbildfilm

Die Icarex 35 ist eine einäugige Spiegelreflexkamera für das Format 24 x 36 mm und wurde von 1966 bis 1972 gebaut. Zum System gehören diverse Wechselobjektive mit Brennweiten von 25 bis 400 mm und ein Fernrohrvorsatz.



  1 Hebel für Selbstauslöser

  9 Taste zum Schließen der Blende zur Schärfentiefenkontrolle

10 Blitzkontakt (F) für Blitzlampengeräte

11 Blitzkontakt (X) für Elektronenblitzgeräte



  8 Auslöser mit Gewinde für Drahtauslöser

12 Merkscheibe für Filmempfindlichkeit

13 Rückspulknopf mit herausklappbarer Rückspulkurbel

14 Einstellmarke für Merkscheibe

15 Drucktaste zum Auswechseln der Sucheraufsätze

16 Steckschuh für Zusatzgeräte am Prismenaufsatz

17 Anzeige für Aufnahmebereitschaft: grüner Punkt

18 Einstellmarke für Belichtungszeit

19 Schnellaufzug, Spannhebel

20 Rändelring zum Einstellen der Filmmerkscheibe

21 Sichtöffnung zur Filmmerkscheibe

22 Einstellscheibe für Belichtungszeit mit Belichtungszeitskala

Bajonett und M42

Die ersten Icarex 35 Modelle hatten ein Bajonett zum Anschluss der Objektive. Ab 1968 folgten parallel baugleiche Modelle mit M42-Anschluss. Beide Varianten waren gleichzeitig im Handel.

Gehäuse mit dem Bajonett sind mit BM (Bajonett Mount) gekennzeichnet, während auf den M-42 Modellen TM (Thread Mount) steht. Wenn auf dem Gehäuse weder BM noch TM steht, hat es ein Bajonett.

Zum System gehören diverse Objektive. Für das Bajonett ist die Auswahl größer. Im Gegenzug gibt es für Icarex 35 Kameras mit M42 Anschluss viele Alternativen von anderen Herstellern.





23 Lichtschacht mit Suchereinblick

24 Filmpatronenlager

25 Mitnehmergabel der Rückspulkurbel

26 Prismenaufsatz mit Suchereinblick

27 Leiste zum Herausklappen der Einstellupe beim Lichtschacht

28 Knopf zum Öffnen des Lichtschachtes

29 Mitnehmerwelle mit Zahnkränzen zum Eingreifen in die Perforation des Films

30 Taste zum Entriegeln der Rückspulsperre

31 Schlitz mit Nase zum Einführen und Befestigen des Filmanfangs

32 Rändelscheibe zum Drehen der Filmaufwickelspule

33 Bildzählwerk


Zeiss Icon Icarex 35 BM mit CsD Prismensucher, Lichtschacht, Balgengerät und drei Objektiven.

Laden und Entladen

Rückspulknopf herausziehen bis die Rückwand aufspringt. Dann den Filmanfang, der aus der Patrone herausragt, in den Schlitz der Aufwickelspule einführen und mit einem Perforationsloch in die Nase am Schlitz einhängen.

Sollte der Schlitz nicht sichtbar sein, ist die Spule am Rändelring zu drehen. Anschließend die Patrone über die Filmgleitbahn hinwegziehen und in das Filmpatronenlager einlegen, wozu der Rückspulknopf noch einmal bis zum Anschlag herausgezogen werden muß. Er kann dann ganz in die Kamera zurückgedrückt werden.

Die Aufwickelspule jetzt noch am Rändelring soweit drehen bis der Film in voller Breite mit seiner Perforation in die Zahnkränze der Mitnehmerwelle eingreift. Nun die Rückwand schließen und so fest andrücken, daß sie hörbar einrastet. Sodann Spannhebel und Auslöser wechselweise so oft betätigen, bis die Zahl 1 im Bildzählwerk erscheint.

Sobald eine Zahl im Fenster des Bildzählwerks sichtbar ist, befindet sich ein Film in der Kamera. Schaltet das Zählwerk weiter, ist auch der Film transportiert worden. Das Bildzählwerk gibt stets die Zahl der bereits belichteten Bilder an. Wenn das Bildzählwerk die Zahl erreicht hat, die auf der Patrone steht oder der Schnellspannhebel nicht mehr gewaltfrei betätigt werden kann, ist der Film zurück zu spulen.

Herausnehmen des Films

Durch Druck auf die Taste 30 die Rückspulsperre auslösen und die herausgeklappte Rückspulkurbel in Pfeilrichtung drehen bis das Zählwerk wieder die Ausgangsstellung erreicht hat und leichter Widerstand spürbar ist. Erst jetzt die Rückwand durch Hochziehen des Rückspulknopfes öffnen und die Filmpatrone herausnehmen.


Icarex 35 mit CsD Prismensucher

Filmmerkscheiben



Die Filmmerkscheiben sind nur Gedächtnisstützen und haben keinen Einfluß auf die Funktion der Kamera. Auf der Merkscheibe 12 sind die Filmempfindlichkeit in DIN und ASA aufgetragen. Sie rasten beim Drehen der Scheibe über der Einstellmarke 14 ein. Die unter dem Fenster 21 sichtbare Scheibe enthält Symbole über die Art der verwendeten Filme. Sie wird mit dem Rändelring 20 eingestellt.



Die Symbole bedeuten:

1 Kein Film eingelegt
2 Schwarz-Weiß-Film
3 Farbnegativ-Film
4 Farbumkehrfilm für Blitzaufnahmen
5 Farbumkehrfilm für Tageslicht
6 Farbumkehrfilm für Kunstlicht

Tuchverschluss



Tuchschlitzverschluss der Icarex 35

Einstellung der Entfernung

In den Sucher blicken und am Motiv, wenn vorhanden, eine senkrechte oder waagerechte Kante bzw. Linie so anvisieren, daß sie genau durch die Mitte des Suchers läuft. Durch Drehen am Einstellring 4 die in dem schräg liegenden Schärfenindikator verdreht erscheinende Linie gerade stellen. Damit ist die richtige Entfernung gefunden, wobei gleichzeitig die auf der Mattscheibe und im Mikroprismenspot unscharfe Linie scharf abgebildet wird. Die eingestellte Entfernung ist auf der Skala 5 an der orangefarbenen Einstellmarke 6 abzulesen.

Motive, bei denen keine Möglichkeit besteht, eine Gerade zur Scharfeinstellung zu benutzen, können über den Mikroprismenspot oder die Mattscheibe scharf eingestellt werden.

Auslösen

Den Auslöser zügig herunterdrücken. Dabei klappt der Spiegel nach oben, die vorgewählte Blende springt im Objektiv ein, und der Schlitzverschluß läuft mit der eingestellten Belichtungszeit ab. Danach klappt der Spiegel sofort wieder in Sucherlage, während sich die Blende gleichzeitig auf den vollen Wert öffnet. Mit dem Auslösen verschwindet der grüne Punkt 17 zum Zeichen, daß die Kamera für die nächste Aufnahme gespannt werden muß. Den Schnellaufzug stets bis zum Anschlag durchschwenken.

Aufnahmen mit Selbstauslöser



Den Verschluß vorher mit dem Schnellaufzug spannen und dann den Einstellhebel 1 bis zum Anschlag nach oben drücken. Nach Loslassen des Hebels vergehen etwa 8 Sekunden bis zur selbsttätigen Belichtung. Der Hebel läuft dabei in seine Ruhelage zurück. Zeitbelichtungen (Verschluß-Stellung ‚B‘) sind mit dem Vorlaufwerk nicht möglich.


Icarex 35. Blick auf das Bajonett, den Abblendhebel und die Blitzbuchsen.




Icarex 35. Blick in das Innere

Das Suchersystem

Die Standard-Mattscheibe in der Icarex 35 (BM / TM) ist eine Fresnelscheibe mit Mikroprismenring u. Schnittbildindikator.

Für spezielle Anwendungen gibt es alternative Einstellenscheiben:

Klarscheibe mit Strichkreuz
Mattscheibe
Mattscheibe mit Mikroprismenspot
Mattscheibe mit Mikroprismenspot und Zylinderinderlinsenindikator
Fresnelscheibe mit Doppelstrichkreuz (Mikroscheibe)

Die Suchereinsätze lassen sich nach Lösen von 4 Schrauben herausnehmen und gegen andere austauschen. Die Einsätze sind symmetrisch ausgebildet. Der schmalere Teil muß beim Einlegen in Richtung zum Spiegel zeigen und der Ansatz mit den Schraublöchern plan aufliegen.


Außerdem gibt es drei austauschbare Sucher, die jeweils oberhalb der Einstellscheibe montiert werden. Sie können durch Druck auf die Taste 15 nach hinten aus ihrer Halterung herausgezogen werden. Beim Einsetzen ist darauf zu achten, daß die Taste 15 hörbar einrastet.



Der Lichtschacht öffnet sich durch Druck auf den Knopf 28. Die Betrachtungslupe ist mit Hilfe der daran angebrachten Leiste 27 nach oben zu schwenken. Bei der Einstellung des Motivs durch den Lichtschacht erscheint das Bild seitenverkehrt.

Im einfachen Prismensucher ist das Bild seitenrichtig. Man blickt von der Rückseite der Kamera in sein Okular. Die eingestellte Blende und Belichtungszeit sind nicht im einfachen Prismensucher zu sehen.

Prismen-Aufsatz mit CdS-Belichtungsmesser



Bedienungshinweise

A Einstellmarke für Filmempfindlichkeit ASA
B Einstellscheibe mit Belichtungszeitskala
C Einstellmarke für Belichtungszeit und Korrekturangaben
D Filmempfindlichkeitsskala ASA
E Scheibe zum Einstellen der Filmempfindlichkeit
F Filmempfindlichkeitsskala DIN
G Einstellmarke für Filmempfindlichkeit DIN
H Batteriehalter (ausgeschwenkt) mit eingelegter Batterie



Der Belichtungsmesser im Prismen-Aufsatz arbeitet nur in Verbindung mit der Kamera und gedrückter Blendenschließtaste. Der Belichtungsmesseraufsatz wird wie die anderen Sucheraufsätze in die ICAREX 35 eingeschoben. Die Belichtungsmessung erfolgt durch das Objektiv. Die Kamera muß mit der Mattscheibe ausgerüstet sein. Eine Messung mit den Fresnellinsen 20.1308 oder 20.1309 ist nicht möglich.

Einstellen der Filmempfindlichkeit


Achtung: Das Einstellen der Empfindlichkeit ist fummelig. Dafür muss die Scheibe B auf 1/60 Sek. eingestellt sein. Durch Druck von oben ist die Scheibe E auszureizen und mittels der beiden Stifte soweit zu verdrehen, bis die richtige Filmempfindlichkeit genau an der Einstellmarke A oder G steht. Sollte die erforderliche Zahl auf der Skala nicht graviert sein, ist ein entsprechender Zwischenwert einzustellen.

Belichtungsmessung

Die an der Kamera gewählte Belichtungszeit wird auch beim Belichtungsmesser eingestellt. Dies erfolgt durch Drehen der Scheibe B bis der entsprechende Wert an der Einstellmarke C einrastet.

Während der Belichtungsmessung wird die Kamera in Querlage auf das Motiv gerichtet, auch wenn die Aufnahme später im Hochformat gemacht wird. Durch Druck auf die Blendenschließtaste wird der Belichtungsmesser eingeschaltet. Der Blendenring wird nun so lange gedreht, bis der Zeiger des Belichtungsmessers im Sucher auf der Nullmarke steht. Die eingestellte Blende wird in den Sucher eingespiegelt, jedoch ist sie nur zu sehen, wenn der Blendenring beleuchtet ist.

Ist durch Drehen des Blendenringes der Zeiger des Belichtungsmessers nicht auf die Nullmarke einstellbar, muß eine andere Belichtungszeit gewählt werden. Wenn eine bestimmte Blende für die Aufnahme erforderlich ist, kann man den Meßvorgang umkehren. Blende am Blendenring vorwählen, Blendenschließtaste eindrücken und durch Drehen an der Belichtungszeitscheibe B den Zeiger des Belichtungsmessers auf die Nullmarke abgleichen. Dabei muß sich eine gerastete Verschlußzeit ergeben, andernfalls ist die Blende etwas nachzuregulieren.


Zum Verstellen der Lichtempfindlichkeit muss die Belichtungszeit am CsD Prismensucher auf 60 (=1/60 Sek) stehen.

Danach wird die Belichtungszeit an der Einstellmarke C abgelesen und die Drehscheibe für die Belichtungszeiten an der Kamera entsprechend eingestellt. Durch Licht, welches durch das Okular in den Sucher scheint, kann das Messergebnis beeinträchtigt werden. Deshalb sollte die Belichtungsmessung mit ausgeklappter Augenmuschel erfolgen.

Der Belichtungsmesser gibt für durchschnittliche Situationen die richtige Belichtung an. Bei hiervon abweichenden Verhältnissen, kann am Belichtungsmesser statt der Einstellmarke C der Indexstrich +1 (reichlichere Belichtung) oder -1 (knappere Belichtung) genutzt werden.

Bei Filmempfindlichkeit von 21 DIN bis 33 DIN bzw. 100 ASA bis 1600 ASA wird die einstellbare Belichtungszeit durch Erreichen der unteren Meßgrenze mechanisch auf kürzere Belichtungszeiten begrenzt.

Als Lichtempfänger dient ein CdS-Fotowiderstand. Dieser steuert den Strom einer Batterie vom Typ ‚Mallory PX 625‘ im Verhältnis des auffallenden Lichtes. Sie wird nicht mehr hergestellt. Aber es gibt andere Batterien mit Adaptern, die passen. Einfach danach googlen, um einen Anbieter zu finden.

Die Batterie hat bei normalem Gebrauch eine Lebensdauer von mindestens einem Jahr. Solange im Freien bei mittlerer Helligkeit, einer Einstellung auf 1/60 Sek. und nach Betätigen der Blendenschließtaste der Zeiger des Belichtungsmessers beim Drehen des Blendenringes über das gesamte Meßfeld ausschlägt, ist die Batterie in Ordnung, andernfalls muß sie ausgewechselt werden. Sie ist nach Herausklappen der Batteriehalterung H zu entfernen. Beim Einsetzen der neuen Batterie bitte darauf achten, daß die Polung mit den Zeichen auf der Halterung übereinstimmt.

Blitzlicht

An den Prismensuchern für die Icarex 35 gibt es nur Blitzschuhe ohne Mittenkontakt. Man sollte auf keinen Fall Elektronenblitze darauf stecken, weil ihre beiden Kontakte, die zum Zünden des Blitzes im Moment der Aufnahme durch das Metall dauerhaft verbunden wären. Deshalb braucht man einen Adapter, der an die Blitzbuchse angeschlossen wird.



Es gibt zwei. Für Elektronenblitze ist die Buchse neben dem roten Blitz wichtig. Die andere spielt heute keine Rolle mehr.

Mit dem Einstellen des Blitzsymbols auf der Scheibe für die Belichtungszeiten wird geregelt, daß Blitze rechtzeitig gezündet werden. Die genaue Belichtungszeit konnte ich aus den Unterlagen nicht ermitteln. Beim Tuchverschluss der Icarex 35 Kameras dürfte sie ca. 1/45 Sek. betragen.



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