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Schadhafte Fotos. Scannen und entsorgen

2017 / 2023 © Thomas Gade

1. Schadhafte Fotos 2. Farbfilme
3. Schwarzweißfilme 4. Fotos richtig aufbewahren

Fotos halten nicht ewig

Fotopapier bestehen aus einem Trägermaterial mit mehreren daran haftenden Schichten. Einige Sorten sind durch ihren sandwichartigen Aufbau aus verschiedenen Materialien nicht besonders gut für eine Langzeitarchivierung geeignet. Die Schichten reagieren unterschiedlich auf Temperaturschwankungen und Luftfeuchtigkeit. Grundsätzlich trägt das Lagern der Bilder im Dunkeln bei Temperaturen unter 20° C und Luftfeuchtigkeit zwischen 30 - 50 % dazu bei, Veränderungen zu hemmen. In wärmeren und feuchteren Räumen können Zerstörungsprozesse, bedingt durch die Chemikalien und Materialien im Fotomaterial oder durch Mikroorganismen wie Bakterien, Schimmel und Algen erheblich schneller stattfinden.

Über die konservatorisch einwandfreie Archivierung von Fotos gibt es zahlreiche Abhandlungen, aber in privaten Haushalten weiß man nur wenig darüber.



Holzkasten mit alten Fotos. Die Abzüge sehen noch gut aus, riechen aber bereits bedenklich, was auf Zerstörungsprozesse durch Mikroorganismen und/oder chemische Prozesse hindeutet.

Was heißt schadhaft?

Fotos können reißen, verknicken, durch Feuchtigkeit wellig werden und verschmutzen. Sind Fotos auf der Rückseite gestempelt oder beschriftet, kann die Farbe bei manchen Papiersorten durch das Fotopapier hindurch zur Bildseite durchschlagen. Oder es kommt zu Verfärbungen durch Klebstoffe, mit denen Fotos in Alben geklebt wurden.

Ausbleichen und gilben

Im Laufe der Zeit können Farbstiche und Ausbleichungen auftreten. Bekannt sind rötlich gewordene Farbfotos. Ganz alte Schwarz-Weiß-Fotos sind häufig etwas gelblich oder bräunlich oder grau in grau. Die meisten solcher Fotos sahen ursprünglich genauso aus wie frische Schwarz-Weiß-Fotos. Ist einem das nicht bewusst, irritieren die Ergebnisse beim Scannen, weil der Weißabgleich und die Tonwertkorrektur der Software die Fehler zum großen Teil korrigieren. Denn dann haben wir wieder ein Schwarzweiß Foto mit kontrastreicher Abbildung und ohne den als historischen Look empfundenen Gelb oder Braunton, der erst durch die Alterung entstanden ist.

Risiken durch Mikroorganismen und Schimmel

Neben den oben genannten Schäden können Fotoabzüge durch Bakterien, Schimmel und andere Mikroorganismen angegriffen sein. Dadurch entstehen gesundheitsgefährdende Stoffe.

Fotopapiere sind mit Gelatine beschichtet. Darin befinden sich die Silbersalze und/oder Farbpigmente, aus denen das Foto besteht. Gelatine ist ein guter Nährboden für Mikro-Lebewesen. Zu einem Befall kann es durch falsche Lagerung kommen. Zum Beispiel werdeh die Hüllen, Blechdosen oder Holzkästen, in denen sich Fotos befinden, viele Jahre nicht geöffnet und bei relativ hoher Luftfeuchtigkeit gelagert.

Verschiedene Faktoren sorgen dafür, dass sich in den Behältern ein Klima entwickelt, in dem Mikroorganismen gut gedeihen und/oder chemische Prozesse stattfinden. Das muss man den Bildern mit bloßem Auge nicht immer ansehen, aber die Nase lässt sich nicht täuschen. Riecht es schimmelig, moderig oder stechend nach Chemikalien, sind sie befallen. Vor allem Allergiker und Asthmatiker können deswegen erhebliche Probleme bekommen.


Holzkiste mit Fotos aus mehreren Jahrzehnten

Viele Erben, die Haushalte von verstorbenen Vorfahren auflösen, stoßen dabei auf Fotografien im fragwürdigen Zustand, beispielsweise im Nachlass der Eltern.

Am bestens scannt man die Fotos mit einem guten Flachbettscanner. Für Fotoabzüge werden 300 bis 600 dpi eingestellt. Ganz scharfe, detailreiche Fotos auf hochglänzendem Barytpapier rechtfertigen ev. sogar 1200 dpi. Das ist u.a. abhängig vom Vergrößerungsfaktor. Werden knackscharfe Mittelformatfilme oder Planfilme gar nicht vergrößert, sondern im direkten Kontakt mit dem Fotopapier kopiert, bringen hohe DPI-Werte vielleicht weitere Details zum Vorschein.

Geschieht das fachkundig, ist das digitale Kopieren der Dateien simpel; da kommt kein fotografisches Reproduktionsverfahren mit. Außerdem betrachten wir Bilder inzwischen vor allem auf Displays und die teure und zeitaufwendige Anfertigung von zusätzlichen Abzügen von eventuell noch vorhandenen Negativen erübrigt sich damit. Bei Bedarf kann man Bilder neu ausdrucken.

Chemie

Es gibt Fotopapiere mit relativ geringer Haltbarkeit, weil die Fotochemikalien und die verschiedenen Schichten, aus denen das Fotopapier besteht, gar kein haltbares Produkt ermöglichen. Berüchtigt sind Schwarzweißabzüge auf PE-Fotopapier, das in den 1980er Jahren populär wurde. Damals wurden die bewährten Barytpapiere durch neue Sorten ersetzt, bei denen der Träger aus Papier auf beiden Seiten eine wasserundurchlässige Kunstharzbeschichtung erhielt. Sinn dieser Idee war es, die Verarbeitung im Fotolabor zu beschleunigen.

Herkömmliches Fotopapier ohne diese Beschichtung saugt sich mit den Chemikalien des Entwicklungsprozesses voll und muss daher am Ende lange gewässert werden. Mit den moderneren, sogenannten RC Papieren (RC = resin coated / auch PE - Papier für Polyethylen) konnte man diese Wässerungszeit dramatisch beschränken. Zudem ist das Trocknen von herkömmlichen Barytpapieren auf Hochglanzpressen ebenfalls aufwendig, weil dabei einerseits mehr Flüssigkeit verdampft werden muss und glatte, makellos glänzende Abzüge ein sorgfältiges Vorgehen bedingen. Dem gegenüber reicht es bei RC Papieren, sie durch ein Paar Quetschrollen laufen zu lassen und kurz zu erwärmen oder nach dem Abstreifen des Wassers an der Oberfläche einfach an der Luft trocknen zu lassen.

Das traditionelle Barytpapier würde dabei nicht glatt trocknen, sondern wellig werden. Hinsichtlich der Verarbeitung im Fotolabor ist das PE Papier somit vorteilhaft, aber seine Haltbarkeit ist gegenüber dem Barytpapier meistens deutlich geringer. In Foto-Sammlerkreisen erzielen deswegen vor allem Fotoabzüge auf traditionellem Barytpapier hohe Preise, während RC-Papiere oder spätere digitale Drucke gering geschätzt werden.

Öffnet man nach mehreren Jahren eine Schachtel mit Fotoabzügen auf RC Papier (PE - Papier) kann einem ein stechender Geruch entgegen schlagen. Möglicherweise haben einst weiße Bildstellen bereits einen Grauschleier angenommen.

Dieses Material befindet sich in einem chemischen Prozess der Selbstzerstörung. Die dabei entstehenden Stoffe sind gesundheitsgefährdend und können zudem weitere Zerstörungsprozesse bei benachbartem Fotomaterial in Gang setzen. In bewohnten Räumen sollte man dieses Material nicht mehr lagern. Je früher man es hochwertig digitalisiert und bei Bedarf auch neue Bilder druckt, desto besser.

Aussilbern

Wenn bei silberhaltigen Fotos Silberionen aus der Bildschicht an die Bildoberfläche wandern, entsteht die sog. Aussilberung. Dieser Vorgang wird durch hohe Luftfeuchtigkeit und oxidierende Gase und Schadstoffe begünstigt. Sie können in der Luft vorkommen und in Hüllen oder Behältern sowie in Klebstoffen. An der Oberfläche angekommen, reichern Silberionen sich vor allem in dunklen Bildbereichen an. Bei gerahmten oder gestapelten Fotografien beginnt die Ausilberung oft an den Rändern. Die Sichtbarkeit des Silbers an der Bildoberfläche hängt vom Betrachtungswinkel und Lichtreflexion ab. Man kann die Bilder so drehen, das der Effekt sehr stark oder kaum zu sehen ist.

Um Aussilberungen zu vermeiden, müssen Fotos konservatorisch einwandfrei aufbewahrt werden. Leider ist das zuhause kaum möglich und viele historische Bilder sind davon betroffen. Fotorestauratoren haben Möglichkeiten, die Auswirkungen der Aussilberung zu verringern. Sie werden kontrovers diskutiert, weil sie unerwünschte Nebeneffekte haben können und nicht immer eine weitere Aussilberung verhindern.


Familienfoto, aufgenommen um 1912, mit Aussilberung. Sie überlagert bei diesem Betrachtungswinkel das eigentliche Foto. Erkennbar sind auch dunkle Stellen und Kratzer auf dem Bild.


Bei seitlicher Betrachtung, bzw. anderem Lichteinfall, kann man das Foto besser erkennen.

Schadhafte Originale entsorgen

Wenn Fotos schimmelig, moderig oder stechend riechen, weist das auf Zerstörungsprozesse durch chemische Prozesse und/oder Mikroorganismen hin. Daraus ergeben sich gesundheitliche Risiken. Besonders Allergiker und Asthmatiker sollten dieses Material mit großer Vorsicht handhaben. Außerdem können solche Zerstörungsprozesse auf bislang nicht betroffene Fotos übertragen werden.

Theoretisch wäre es manchmal möglich, solche Prozesse im chemischen Fotolabor zu stoppen, doch in der Praxis können das heute nur Fotorestauratoren mit entsprechendem Wissen und der nötigen Ausstattung. Sie arbeiten für große Museen, Archive und Kunstsammler. In Einzelfällen mag der Aufwand gerechtfertigt sein, bei vielen Fotos ist er gar nicht zu leisten.

Es ist leichter, Fotos zu scannen oder digital abzufotografieren. Der Erhalt der Bildinformationen ist daher unproblematisch. Wir wissen aber nicht, wie lange digitale Dateien erhalten bleiben. Speicher können kaputt gehen oder versehentlich gelöscht werden. Sind bestimmte Dateiformate noch in 50 oder in 100 Jahren mit späterer Technik kompatibel? Okay, das betrifft auch echte Fotos, von denen viele längst nicht mehr existieren. Alternativ kann man die Bilder analog abfotografieren. Aber die Möglichkeiten dazu und auch die Fähigkeiten schwinden.

Analoge Fotos können ohne elektronische Hilfsmittel angesehen werden können. Bei Pro und Contra Betrachtungen sollte man der verschiedenen Aspekte bewusst sein. Fotomaterial hat - wie alles andere - nun mal eine begrenzte stoffliche Haltbarkeit. Und wenn sich daraus Risiken aus befallenem Material ergeben, sollte schadhaftes Material nach dem Scannen entsorgt werden.

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