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Schadhafte Filme

2016 / 2023 © Thomas Gade

1. Schadhafte Fotos 2. Farbfilme
3. Schwarzweißfilme 4. Fotos richtig aufbewahren

Filme bestehen aus transparentem Trägermaterial für lichtempfindliche Emulsionen, die in mehreren Schichten aufgetragen sein kann. Darüber hinaus gibt es noch den Lichthofschutz oder die rückseitige Remjet-Beschichtung für Kinofilme. Die Schichten bestehen aus unterschiedlichen Materialien, die anders auf Temperaturschwankungen und Feuchtigkeit reagieren. Die Haltbarkeit der Filme hängt sehr stark von den Bedingungen der Aufbewahrung ab. Museen und Archive mit den nötigen Etats können klimatisierte Räume mit Feuchtigkeits- und Temperaturkontrolle sowie Behälter und Hüllen aus konservatorisch optimalen Materialien verwenden, um Filme möglichst lange zu bewahren. In privaten Haushalten fehlen dazu i.d.R. das nötige Wissen und die Bedingungen. Dadurch hat sich der Zustand vieler Filme im Laufe der Zeit verschlechtert bis hin zur völligen Zerstörung.

Die Strategie zum Erhalt der Bilder besteht heute vor allem darin, sie digital zu kopieren.

Auflösung des Schichtaufbaus

Bei Dias, die eng zwischen zwei Glasscheiben montiert sind, entdecke ich gelegentlich Serien, die starke Zeichen von Zerstörung anzeigen. Die Emulsion ist beschädigt. Dies dürfte durch Mikroorganismen und Feuchtigkeit zwischen den Glasscheiben verursacht werden. Sie kann nicht entweichen und fördert ein Mikroklima, das destruktive Prozesse ermöglicht.


Bei diesem Dia löst sich die Schicht ab. Die (Selbst-)Zerstörung beginnt am Rand.


Ausschnitt aus dem Dia. Die Schichten lösen sich und sind offenbar unterschiedlich stark geschrumpft.


Zweiter Ausschnitt. Am Rand ist das Schichtsystem stark in Auflösung begriffen.


Stellenweise Ausbleichung



Kleinbilddia mit schadhaften Stellen, an denen eine Ausbleichung stattfindet. Die Struktur der Schäden deutet auf Mikroorganismen hin.



Ausschnitt aus dem Dia. Es zeigt viele dunkle Stippen und die Ausbleichung findet hauptsächlich um starke Ansammlungen der dunklen Stellen statt.



Kleiner Ausschnitt im Mikroskop.

Dieses Material muss aus dem Archiv entfernt werden, um eine Ansteckung anderer Fotos zu vermeiden.

Nitrozellulose

Filme aus Nitrocellulose, auch Zelluloidfilm oder Nitratfilm, wurden 1889 eingeführt und bis in die späten 1950er Jahre hergestellt. Der dünne, flexible Film bot die Möglichkeit, die schweren und zerbrechlichen Glasplatten als Träger für lichtempfindliche Emulsionen abzulösen. Mit ihm war es möglich, Rollfilm herzustellen.

Das Material war aber auch gefährlich. Die Nitrozellulose wird mit Schwefel- oder Salpetersäure aus Baumwollresten hergestellt. Das Gemisch ist auch als Schießbaumwolle mit hoher Sprengkraft bekannt.  Filme mit Trägern aus Zellulosenitrat können bei niedrigen Temperaturen in Brand geraten und haben verheerende Brände in Kinos verursacht. Das Material fällt heute unter das Bundessprengstoffgesetz.  Der transparente Film wird im Laufe der Zeit brüchig, die Emulsion blättert ab und im weiteren Verlauf kann er sich völlig zersetzen. Dies ist eine Gefahr für Fotosammlungen.

In den 1950ern wurde der Zelluloidfilm durch neues Material ersetzt, den sogenannten Sicherheitsfilm mit höherer Stabilität und geringerem Brandrisiko. Bilder auf Nitrofilmen sollten gescannt oder auf neues Material umkopiert werden, um sie zu erhalten. Das ursprüngliche Material wird anschließend entsorgt. Entweder bringt man es zum Recyclinghof oder überlässt der Feuerwehr für Übungen.



Nitrofilm in einer Hülle von Secol aus Mylar-D-Polyesterfolie. Der Film befindet sich in einem Prozess der Selbstzerstörung. Zum Teil ist er flüssig geworden. Die Emulsion löst sich auf. Material in diesem Zustand muss unbedingt aus dem Archiv entfernt werden.

Essigsäuresyndrom

Das sogenannte Essigsäure-Syndrom benennt einen Prozess der Selbstzerstörung von Filmen. Dabei zersetzt sich das Trägermaterial für die lichtempfindliche Emulsion. Feuchtigkeit und Wärme bewirken vor allem bei Nitro- und Celluloseazetatfilmen eine chemische Selbstzersetzung. Der Vorgang heißt Hydrolyse. Dadurch entsteht Essigsäure und der Film schrumpft. Die auf dem Träger befindliche Emulsion schrumpft aber nicht mit, sondern wird wellig und brüchig. Sie kann sich in Stücken ablösen.

Betroffene Filme werden möglichst schnell kopiert, um die Bilder zu erhalten.


Schadhaftes Negativ durch das Essigsäure-Syndrom

Rotstichige Dias


Rotstichige Dias

Viele Dias entwickeln im Laufe der Zeit einen Rotstich. Die anderen Farben verblassen oder bleichen aus. Der Prozess ist praktisch kaum umkehrbar. Man sollte die Bilder möglichst bald scannen, weil der Farbstich zunimmt. Die digitale Bildbearbeitung bietet erstaunlich effektive Möglichkeiten diese Farbstiche zu kompensieren. Das klappt nicht immer, aber häufig.

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