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Teleobjektive Typ Wundertüte  
Dörr Danubia 500mm F8 Exakta 500mm F8

Exakta 500mm F8 Teleobjektiv

Test, Review - 2021 © Thomas Gade



Das Exakta 1:8 f=500mm Teleobjektiv hat einen verhältnismäßig langen, schlanken Tubus aus Metall. Wundern Sie sich nicht beim Anblick exakt baugleicher Teleobjektive, die mit den Marken Dörr Danubia oder Walimex im Handel sind. Sie sehen aus, als ob sie aus derselben Fertigung stammen und vermutlich ist das zutreffend.

Ihre Gemeinsamkeiten: Das vordere Objektiv wird hinter der Stativschelle von einem Flattener (Optisches Element zur Ebnung des Bildfeldes) ergänzt. Die Blende kann von 8 bis 32 eingestellt werden. Es gibt keinen Springmechnismus. Man schließt sie vor dem Auslösen mit einem eigenen Ring auf die zuvor gewählte Blende.

Universell einsetzbar durch T2 Anschluss

Das Teleobjektiv wird komplett manuell bedient und hat kameraseitig ein T2 Gewinde, um mithilfe spezieller und preiswerter T2-Adapter an viele Systemkameras montiert werden zu können. Man ist also nicht auf eine Kameramarke festgelegt, sondern kann das Objektiv nur durch den Austausch des T2-Adapters an alle möglichen Kameras (bis 24x36mm) für Wechselobjektive anschließen.

T2-Adapter sind günstig. Es gibt sie für fast jede Systemkamera und stets in der richtigen Länge, um das Auflagemaß von 55 mm der T2-Objektive zu berücksichtigen. Bei spiegellosen Systemkameras, die Auflagemaße von ca. 20 mm haben, sind T2 Adapter entsprechend ca. 35 mm lang. Bei DSLRs, die Auflagemaße zwischen ca. 40-45 mm haben, sind die T2-Adapter kürzer.



1980 beschrieb Walter E. Schön den Urtyp, das  Beroflex 8/500 mit 72mm Filtergewinde, in der Zeitschrift Colorfoto 5/80 als "Wundertüte", weil es gemessen am niedrigen Preis eine unerwartet hohe Bildqualität lieferte. Er hatte recht und seine damalige Einschätzung trifft immer noch zu.Der Name 'Wundertüte' galt fortan für alle Varianten, die unter verschiedenen Marken angeboten wurden, auch das nachfolgende, kürzere Modell mit 67mm Filterwinde.

Mit Blende 8 als größte Öffnung ist das Exakta 500mm Teleobjektiv eher lichtschwach. Es sollte beim Fotografieren sogar auf Blende 11 abgeblendet werden, um Farbsäume zu verringern und die Schärfe zu erhöhen. Das setzt in der Praxis höhere ISO-Einstellungen voraus. Zur Zeit der Filme mit üblichen Empfindlichkeiten zwischen ISO 50 bis 400 war das allerdings eine größere Hürde als mit späteren Digitalkameras, die noch mit ISO 1600-3200 gute Bilder lieferten.

Technische Daten

Markteinführung um 1980
Brennweite 500 mm
Blende 8 - 32
Fokusbereich 10 m - Unendlich
Filterdurchmesser 72 mm
Länge 30 cm
Gewicht des Tubus 0,64 kg
Optik 5 Elemente in 3 Gruppen



Exakta 500mm F8 Teleobjektiv mit T2 Anschluss an einer Pentax K-3 III DSLR

Das relativ dünne Teleobjektiv ist ziemlich lang und wirkt fast zierlich. Die Stativschelle ist einigermaßen richtig platziert, um unterhalb des Schwerpunktes der Kombination aus dem Objektiv und einem Kameragehäuse zu liegen. Mithilfe der heute üblichen Arca Swiss Schienen, die in den Klemmungen etwas nach vorne und hinten geschoben werden können, lässt sich die richtige Balance einstellen.

Optische Leistung


Fernsehantenne auf einem Dach in ca. 60 Meter Entfernung.
Fotografiert mit Exakta 500mm F8 mit Blende 11 an einer Pentax K-3 III DSLR mit APS-C Sensor.


800 x 553 Ausschnitt aus dem Foto. Die Schärfe ist nicht überragend, aber in Ordnung. Das Flimmern der Luft dürfte sie etwas gemindert haben. Die Farbsäume ließen sich leicht mithilfe eine digitalen Bildbearbeitung verringern.

Gemessen am Preis ist die Bildqualität respektabel. Zum Belichten von Kleinbildfilm in der analogen Spiegelreflex ist das Objektiv gut geeignet. Bei Digitalkameras mit APS-C Sensor werden Pixelmengen über 16 Millionen wohl nicht benötigt. Allerdings ist nicht festzustellen, wie viel der Unschärfe auf Flimmern der Luft zurückzuführen ist. Schließlich hat die Optik die ca. 60 m entfernte Fernsehantenne scheinbar ziemlich dicht herangeholt und beim Pixel Peeping betrachten wir nur einen kleinen Ausschnitt von Bild.

Darüber hinaus ist dieses Objektiv für das Vollformat vorgesehen. Der kleinere APS-C Sensor der Pentax K-3 III erfasst gar nicht das gesamte nutzbare Bild. Eine Kamera mit Vollformatsensor stand beim Test jedoch nicht zur Verfügung.

Inzwischen sind digitale Systemkameras in der Lage, mit vierstelligen ISO-Werten sehr gute Aufnahmen zu machen. Die relativ geringe anmutende Lichtstärke, Blende 8, ist daher für die meisten Aufnahmesituation unproblematisch. Solange die Systemkamera die Einstellung der richtigen Schärfe signalisiert, ist dieses billige Teleobjektiv durchaus in Ordnung.

Alternative zum Digiscoping

Digiscoping bezeichnet das Fotografieren durch Spektive. Die Technik wird von Naturbeobachter angewandt, die neben ihrem Spektiv keine große Fototasche mitnehmen möchten. Die 500 mm Wundertüte ist mit 0,64 kg so leicht, dass es keine besonders starke zusätzliche Belastung ist. Außerdem erspart man sich den Stress der Adaptierung einer Kamera an das Spektiv. Das Stativ kann zur Not auch abwechselnd für beide benutzt werden, wenn sowohl am Spektiv als auch am Teleobjektiv ArcaSwiss kompatible Schienen geschraubt werden, die einen raschen Wechsel auf dem Stativkopf ermöglichen.

Noch erhältlich?

Dieses Objektiv wird seit Jahrzehnten gebaut und unter verschiedenen Marken vertrieben. Von Exakta kann ich dieses Objektiv aktuell nicht im Neuhandel finden. Das nahezu baugleiche Gegenstück von Danubia kostet neu rund 110 €.Da diese Teleobjektive schon so lange auf dem Markt sind und in großen Stückzahlen verkauft wurden, sind sie ständig auf eBay zu finden. Für rund 50 € bekommt man sehr gut erhaltene Exemplare, die einem Neugerät in nichts nachstehen, weil es seit seiner Einführung keine technologischen Verbesserungen gab.Die nötigen T2 Adapter sind für alle Kamerasysteme immer noch leicht zu erhalten.

Fazit

Das spottbillige F8 / 500 mm Teleobjektiv, das unter vielen Namen vertrieben wurde, ist gut genug, um dann eingesetzt zu werden, wenn bessere Optiken nicht zur Verfügung stehen. Es kostet so wenig, dass es ständig in einer gepolsterten Hülle im Auto (im Boot, im Schrebergarten ...) liegen kann, um unerwartete Gelegenheiten nicht zu verpassen. Nicht ist ärgerlicher für Naturfotografen, als wenn man unterwegs in die Nähe einer spannenden Handlung gerät, bsp. zwei miteinander rangelnden Hirschen, die man mangels längerer Brennweite nicht formatfüllend aufnehmen kann.

Für Systemkameras mit APS-C oder Vollformat Sensoren, ist das Teleobjektiv gut zu verwenden. Am kleineren MFT-Sensor macht es vielleicht Sinn zum Filmen, jedoch nicht so sehr zum Fotografieren. Videos haben eine niedrigere Auflösung als Fotos, deshalb fallen bei ihnen manche Abstriche nicht so auf wie beim einzelnen Bild.

Anspruchsvolle Fotografen streben vielleicht eine höhere Bildqualität an und möchten nicht auf den Autofokus verzichten. Beides ist nur zu einem Vielfachen des Preises erhältlich. Die Wundertüte bewirkt keine Wunder, schlägt sich aber in vielen Situationen ganz wacker und ist tatsächlich besser als die altertümlich Bauart vermuten lässt.

Vergleich mit anderen Teleobjektiv

Im Laufe der Jahre habe ich viele Teleobjektive und Teleskope an einem bestimmten Motiv verglichen. Einige 100 m von meiner Wohnung entfernt stehen auf dem Dach eines Gebäudes der Berliner Hochschule für Technik zwei Fahnenmasten, die zum Vergleich herhalten müssen. Schauen Sie, was die anderen leisten und wie sich die 500 mm Wundertüte im Test schlägt.

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