photoinfos.com

VALOI easy35. Review

Dias und Negative mit der Digitalkamera scannen

2024 © Thomas Gade

Seite: Valoi 360 System Valoi easy35

Scannen mit der Digitalkamera

Beim Scannen mit Digitalkameras gibt es einen Geschwindigkeitsvorteil gegenüber klassischen Filmscannern. Aber wie fotografiert man Dias und Negative am besten? Theoretisch ist der Aufbau einfach: Kameragehäuse, Fotoobjektiv, Film und dahinter eine Leuchtquelle. Alles muss korrekt und unter Einhaltung genauer Abstände zueinander angeordnet sein. Dafür gibt es verschiedene Lösungen, zum Beispiel eine nach unten gerichtete Kamera an der Reprosäule, auf deren Grundbrett eine Vorrichtung mit einem LED-Paneel und Haltern für die Filme steht, wie das Valoi 360 System.


Pentax K-70 mit smc Pentax-FA F2.8 50mm macro mit Valoi easy35

Diaduplikator

Wer keine Reprosäule (bzw. den Platz dafür) hat und keine Vorlagen, die größer sind als Kleinbild (24x36mm), zieht ev. eine einfachere und seit langem bewährte Methode vor. Im letzten Jahrhundert boten Hama, Kaiser, Dörr, Soligor und andere Dia-Duplikatoren an, die an Filtergewinde von Objektiven geschraubt wurden. Es waren Röhren, die auf einer Seite eine Halterung für Filmstreifen oder Dias hatten. Hinter ihnen befand sich eine Streulichtscheibe, aber keine aktive Leuchtquelle. Noch heute kann man solche Geräte kaufen, zum Beispiel den Nikon ES-2 Adapter oder den Kaiser Dia-Duplikator. Einige dieser Modelle werden mit einer abnehmbaren Nahlinse geliefert, sodass man nicht nur spezielle Makroobjektiven benötigt. Die beste Brennweite beträgt kleinbildäquivalent etwa 100 mm.

Valoi easy35

Valoi produziert eine neue Variante mit integrierter dimmbarer LED-Leuchte, die ein gleichmäßiges diffuses Licht erzeugt. Ihr CRI Wert beträgt 95, das entspricht etwa dem sichtbaren Tageslicht. Ihr eingebauter Akku hält 2-3 Stunden. Geladen wird er über UBB-C. Ladegeräte von Smartphones sind dafür geeignet. Man kann auch eine Powerbank anschließen. Zwischen der LED-Leuchte und der Vorlage befindet sich ein zusätzlicher Diffusor aus Plexiglas, bei dem garantiert sein soll, dass es 30 Jahre lang nicht gelb wird.



Zum Lieferumfang gehören mehrere Distanzringe und ein Halter für 35 mm Filmstreifen. Zusätzlich kann man weitere Halter erwerben für Diarahmen im Format  50 × 50 mm und für 35 mm Film mit einem breiteren Ausschnitt, um die Perforation mit aufzunehmen. Es sollen weitere Halter für Pocket- (110) und Minoxfilm folgen. Außerdem gibt es eine Doppelbürste, zum Entstauben der Filme.


Basismodul vom Valoi easy35 mit Dia, das von hinten durch eine eingebaute LED-Leuchte beleuchtet wird.

Technische Daten

Hersteller Valoi
Bezeichnung Valoi easy35
Vorlagen bis 40x40mm
   
Gewicht  
easy35 220 g
easy 35 mit Slide Holder 235 g
   
   
Preise (2024)  
Valoi easy35* 229 €
Duster 45 €
Slide Holder 45 €
Sprocket Holder 29 €

* Lieferumfang:  VALOI easy35 Module mit LED-Leuchte, Standard 35mm Halter, Distanztuben: 1x 10mm, 1x 20mm, 5x 40mm (230mm total) sowie  Gewindeadapter  für 39mm, 46mm, 49mm, 52mm, 55mm, 58mm und 67mm auf 62 mm. Letzteres ist das Gewinde an den Distanzringen und am Valoi easy35.


Halter für Diarahmen. Slide Holder

Dias werden der Reihe nach durchgeschoben.


Sprocket Holder. Halter für Filmstreifen mit sichtbarer Perforation



Halter für Filmstreifen


Valoi easy35 mit angeschraubter Staubbürste



Bürste am Valoi easy35. Der Filmstreifen wird zwischen zwei Bürsten durchgezogen.

Objektive

Zum Scannen mit einer Kamera sind Objektive geeignet, die nahe genug fokussieren können, um die Vorlage formatfüllend aufzunehmen. Beim Scannen von 24 x 36 mm mit einem ebenso großen Vollformatsensor bedeutet dies ein Abbildungsverhältnis von 1:1, das ohne Zubehör nur mit Makroobjektiven erreichbar ist. Alternativ können auch Zwischenringe und Nahlinsen eingesetzt werden, um den Nahbereich anderer Objektive zu erweitern.    

Sie müssen stabil genug sein, um durch die angeschraubten Distanzringe und den Valoi easy35 nicht beschädigt zu werden. Am besten sind robust gebaute manuelle Makroobjektive. Autofokus ist nur mit interner Fokussierung empfehlenswert.

Sollte zum Scharfstellen im Nahbereich ein innerer Tubus aus dem äußeren herausfahren, darf die betreffende Mechanik nicht überlastet werden. Wie stark die Belastung sein darf, weiß man allerdings nicht und niemand möchte ihre Grenze überschreiten. Gehen Sie davon aus, dass gute Makroobjektive am Filtergewinde Ringblitze tragen können. Diese befinden sich jedoch direkt am Objektiv, während zwischen dem Basismodul des Valoi easy35 und dem Objektiv mindestens ein Distanzring von mehreren Zentimeter zu finden ist.


Pentax K-70 mit smc Pentax FA 100 F4 Macro. Der Valoi easy35 mit den angeschraubten Distanzringen wiegt 517 g. Das Konzept ist gut, aber man braucht stabile Objektive, die durch das Extragewicht am langen Hebel nicht kaputt gehen.



Pentax K70 mit Tamron 90mm F2.8 mit Valoi easy35. Die Kombination ist lang.

Die vielen Distanzringe im Set vermitteln den Eindruck, dass auch eine lange Röhre zwischen dem Filtergewinde am Objektiv und dem Valoi easy35 eingesetzt werden kann, nur wiegt die gesamte Ausstattung ziemlich viel und hat eine lange Hebelwirkung. Sie erinnern sich? Die Brechstange basiert auf dem Prinzip des Hebels.

Objektiven kann spätestens beim Verschieben von Filmstreifen und beim Wechseln von Diarahmen zu viel zugemutet werden.

Valoi empfiehlt auf seiner Website einige Objektive, die zum Valoi easy35 passen.

Ob der Valoi easy35 ohne Gefahr für das Objektiv eingesetzt werden kann, hängt davon ab, wie stabil es ist und dass die Distanz zwischen der Optik und dem Modul mit der Leuchtquelle und dem Filmhalter möglichst nahe daran adaptiert wird.

Nach meiner Frage in sozialen Medien, welche Objektive die anderen Nutzer verwendeten, wurde das ältere, manuell zu fokussierende Nikon Nikkor 55 / 2.8 empfohlen. Ein anderer User mit sehr guten Fotokenntnissen  hatte sich für das Leica Elmarit 28mm mit  Zwischenringen an einer Sony Kamera entschieden. Beide haben robuste Tuben aus Metall mit nahezu spielfreier Fokussierung und kommen laut den betreffenden Fotografen gut mit dem Valoi easy35 klar. D. h., sie empfinden nicht, dass diese Objektive durch den Anbau übermäßig belastet werden.


Pentax K-70 mit Makroschnecke, Rodenstock Rodagon 60mm an Valoi easy35
Die Stativschelle gehört nicht zum Set, passt aber an einen Distanzring vom Valoi easy35. Auf diese Weise kann man die Kombination fest aufstellen und belastet das Objektiv nicht durch den Filmwechsel. Trotzdem muss es stabil sein, um die Makroschnecke und das Kameragehäuse zu tragen. Je leichter die Kamera ist, desto besser.


Mit einem Balgengerät von Unitor kann man das Rodenstock Rodagon 60mm Objektiv entlasten. Für diese Kombination wird die Objektivstandarte von einem zweiten gleichen Balgengerät als Träger für den Valoi easy35 eingesetzt. Einige Distanzringe aus dem Valoi easy35-Set sind als Streulichtblende an das Objektiv geschraubt. Es gibt eine kleine Lücke zwischen den Ringen und der Standarte mit dem Valoi easy35 Modul. So werden keine mechanischen Kräfte durch das Hantieren mit dem Filmstreifen oder beim Wechseln von Dias auf das Objektiv übertragen.


Kleinbilddia abfotografiert mit Pentax k-70 mit Tamron 90mm Makroobjektiv

Kameras

Nahezu alle digitalen Systemkameras der letzten 10 Jahre sind zum Digitalisieren von Dias und Negativen geeignet. Das typische Bildformat auf Kleinbildfilm hat die Maße 24 × 36 mm. Das entspricht einem Verhältnis aus Breite und Länge von 2:3. Dieses Verhältnis finden wir auch bei APS-C und Vollformat Sensoren wieder. Dagegen haben MFT-Sensoren ein Seitenverhältnis von 3:4. Wenn ein Kleinbild-Negativ ohne Beschnitt fotografiert wird, kann deshalb nicht die gesamte Fläche des MFT-Sensors genutzt werden.

Je kleiner ein Sensor ist, desto größer ist die Schärfentiefe bei vergleichbaren Brennweiten.  Da Filme in der Regel etwas gekrümmt sind, ist die größere Schärfentiefe ein Vorteil.

Deshalb sind Kameras mit APS-C Sensoren am besten zum Abfotografieren von Vorlagen im Format 24 x 36 mm geeignet. Vorteile größere Sensoren, wie bessere High-ISO Fähigkeiten, spielen hier keine Rolle, weil mit niedrigen ISO-Einstellungen fotografiert wird. Das bedeutet aber nicht, dass Vollformat- oder MFT-Sensoren nicht geeignet wären, im Gegenteil, aber mit APS-C Sensoren wird der beste Kompromiss aus gleichem Seitenverhältnis, Anforderungen an die Nahgrenze der Optik und Schärfentiefe erreicht.

Empfehlenswert sind DSLRs von Pentax, die eine besondere Art des Pixel Shifts anbieten. Um die Nachteile der Filtermatrix vor dem Sensor auszugleichen, werden vier Fotos mit jeweils minimal verschobenen Sensor aufgenommen, um für jedes Pixel RGB Werte direkt zu messen und nicht zwei Farben pro Pixel durch Interpolation zu ermitteln. Das verbessert die Farbdifferenzierung und Detailauflösung. Siehe: Gemessene Auflösung mit USAF 1951 Resolution Test Chart.

Außerdem sind die Bilder rauschärmer. Dabei erhöht Pentax die Pixelanzahl gegenüber einer normalen Einzelaufnahme nicht, während alle anderen mir bekannten Kameras mit High Resolution / Pixel Shift Funktion Dateien mit viel mehr Pixeln ausgeben. Schade, dass Pentax keine leichten DSLMs baut, sondern beim Konzept der DSLR bleibt.

Praxis

Hat man eine optisch und mechanisch befriedigende Kombination aus Kamera, Objektiv und Valoi easy35 gefunden, lassen sich mit ihr Filmstreifen sehr schnell scannen. Das geht wirklich gut. Es ist wichtig, bei der Arbeit Baumwollhandschuhe zu tragen, weil die Filmstreifen angefasst werden müssen, um sie durch den Halter zu schieben oder zu ziehen.

Nicht so einfach ist die Nutzung des Halters für gerahmte Dias. Hier wird kein Schlitten mit mehreren Dias durch den Valoi easy35 geschoben, sondern sind die Diarahmen einzeln von der Seite in den Halter zu schieben. Für den Wechsel wird das nächste Dia nachgeschoben und drückt dabei das vorherige auf der anderen Seite heraus. Zu bedenken ist dabei, dass es viele unterschiedliche Diarahmen gibt, die zwischen knapp 1 mm bis über 3 mm dick sein können. Manche haben runde und andere spitze Ecken. Einige lassen sich leicht durch den Halter schieben, während das mit anderen viel schwieriger ist.

Negative konvertieren

Beim Abfotografieren von Negativen war das Invertieren der Tonwerte, also die Konvertierung der negativen Bilder zu positiven, für Farbaufnahmen lange Zeit eine Sache für Spezialisten, die gute Kenntnisse in der Bildbearbeitung hatten. Inzwischen gibt es diverse Apps wie Grain2Pixel, Nagative Lab Pro oder FilmLab, die das automatisch erledigen. Wir haben verschiedene Möglichkeiten dazu auf mehreren Seiten vorgestellt, die im Laufe der Zeit aktualisiert werden:


Negative zu Positiven wandeln


© Thomas Gade   Unsere Texte und Bilder sind urheberrechtlich geschützt. Jede Nutzung ist nur mit schriftlicher Erlaubnis des Verfassers gestattet und stets honorarpflichtig. / © Our articles and images are copyrighted.