Mit Smartphones unter Wasser fotografieren

2022 © Thomas Gade

Index:	Smartphone als Unterwasserkamera
billige wasserdichte Hülle	robustes Unterwassergehäuse

Digitale kompakte Unterwasserkameras kaum noch zu bekommen

Zwischen 2014 und 2020 wurden jedes Jahr ungefähr 1.3 Milliarden Smartphones weltweit verkauft. Der globale Absatz von konventionellen digitalen Kameras fiel in der Zeit zwischen 2011 und 2021 von etwa 100 Millionen auf 8.6 Millionen. Viele Menschen nutzen vorrangig die Fototechnik ihrer Smartphones und verzichten auf andere Kameras.

Deshalb lohnt sich die Entwicklung und der Verkauf einiger Kameratypen nicht mehr. Unter anderem verschwinden kompakte Unterwasserkameras aus dem Handel. Nikon und Panasonic steigen völlig aus diesem Segment aus. Es gibt nur noch Restbestände, aber keine neuen Produkte. Von Olympus / OM-D Systems erhielt ich keine klare Antwort. Nur Ricoh bestätigte mir, an dieser Sparte festzuhalten, weil sich baugleiche Kameras der Marken in wissenschaftlichen Bereichen etabliert haben.

Für einige Systemkameras gibt es teure Unterwassergehäuse. Sie sind für viele aber keine Alternative zu günstigeren und kompakteren Lösungen.

Sind Smartphones wasserdicht?

Deshalb liegt der Geanke nahe, Smartphones unter Wasser zu nutzen. Aber sie sind nicht wasserdicht. Zwar werden einige als wasserdicht angeboten, aber das gilt nur für klares Süßwasser, geringe Wassertiefen und kurze Zeiträume. Schon kleinste Risse oder Verformungen können diese Eigenschaft beeinträchtigen.

Die Hersteller schließen Schäden durch das Eindringen von Flüssigkeiten aus ihren Garantien aus.

Bleiben wir realistisch! Moderne Smartphones sollen nicht gleich kaputt gehen, wenn sie versehentlich in der Badewanne unter Wasser geraten oder vom Regen nass werden. Mehr darf man derzeit nicht erwarten.

Wasserdichte Hüllen

Um Smartphones unter Wasser zum Filmen und Fotografieren einzusetzen, sollten sie in wasserdichten Behältern stecken. Es gibt preiswerte PVC-Hüllen aus relativ dicker Folie mit dichten Verschlüssen, die bei Outdooraktivitäten beliebt sind, wenn Kontakt mit Wasser nicht zu vermeiden ist. Beispielsweise bei Regen oder im Paddelboot. Dort bieten sie einen guten Schutz.

Man kann mit ihnen sogar tauchen. Erwarten Sie aber nicht zuviel wenn Sie eine billige PVC-Hülle für 5-10 € zum Schutz eines teuren Smartphones unter Wasser verwenden.

Hochwertige Unterwassergehäuse

Es gibt auch robuste Unterwassergehäuse für größere Tiefen in einer Preisspanne zwischen 25-400 €. Eine besondere Herausforderung ist bei ihnen die Bedienung des Smartphones. Dafür gibt es verschiedene Konzepte, die u.a. zusätzliche Elektronik an der Außenseite des Unterwassergehäuses nutzen, um drahtlos mit dem Smartphone zu kommunizieren, wie Bluetooth Fernauslöser an Selfie-Sticks. Dagegen ermöglicht der Hersteller Divevolk die Nutzung des Touchscreens unter Wasser durch eine Abdeckung mit zwei Folien, zwischen denen ein Gel vorhanden ist.

Solche Gehäuse müssen den höheren Wasserdruck in größerer Tiefe und allgemein einige mechanische Belastungen vertragen. Unter Wasser kann man versehentlich gegen etwas Hartes stoßen. Dadurch darf das Gehäuse nicht gleich kaputt gehen.

Alternative zur richtigen Unterwasserkamera?

Ich bin mir nicht sicher, ob ambitionierte Unterwasserfotografen davon zu überzeugen sind, wertvolle Smartphones in teure Unterwassergehäuse stecken, um andere wasserdichte Kameras abzulösen. Betrachten wir die Alternativen:

Es gibt wasserdichte Kompaktkameras von Panasonic, Nikon, Olympus und Ricoh. Alle Premiummodelle kosten ca. 420 €. Allerdings setzen Nikon und Panasonic ihre Produktlinien nicht fort. Aktuell werden nur noch Lagerbestände verkauft. Bei OM Digital Solution (Olympus) ist die Perspektive ungewiss. Lediglich Ricoh hält an seiner WG-Serie fest.

Zum Nikon 1 System, basierend auf 1“ Sensoren, gehörten gute Unterwassergehäuse. Dank des relativ großen Sensors stimmte die Bildqualität auch bei höheren ISO Werten. Die kleinen Smartphone-Sensoren sind nicht so leistungsfähig. Allerdings hat Nikon dieses System aufgegeben. Die Technik ist nur noch auf dem Gebrauchtmarkt zu erhalten. Wer eine preiswerte und leistungsstarke Lösung sucht, sollte entsprechende Gelegenheiten nutzen. Für Sony RX 100 Kompaktkameras mit 1“ Sensor bietet Sony ein Unterwassergehäuse für 360 € an. Günstiger ist ein Gehäuse von SeaFrogs für 220 €.

Im Trend sind heutzutage vor allem kleine wasserdichte Actioncams mit sehr großem Bildwinkel. Es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis die Fähigkeiten zukünftiger Modelle mitsamt Zubehör die Belange ambitionierter Taucher besser abdecken.

Es gibt auch wasserdichte Gehäuse für hochwertige Systemkameras, die jedoch unhandlich und sehr teuer sind. Für die meisten Nutzer sind sie wegen ihrer hohen Kosten unattraktiv und durch ihre Größe beim Wassersport oft auch im Wege. Deshalb sehe ich sie nicht als echte Konkurrenz zu den bisher genannten Möglichkeiten.

Selfies mit dem Smartphone gelingen unter Wasser häufig nicht, weil die Kamera auf Luftblasen im Vordergrund scharf stellt.

Einsatzbereiche für Smartphones in guten Unterwassergehäusen

Wenn ich mir ideale Einsatzzwecke für das Smartphone im wasserdichten Gehäuse vorstelle, beschränkt sich das natürlich auf meine eigenen Bedürfnisse und Erfahrungen. Ich habe ein Motorboot, das von April bis Oktober im Wasser liegt. Schon lange wünsche ich mir eine Möglichkeit, den Unterwasserbereich fotografieren zu können, um eventuelle Schäden oder den pflanzlichen Bewuchs genau betrachten zu können. Zwar geht das auch mit einer Taucherbrille, aber um anderen etwas zu zeigen und darüber zu diskutieren, benötige ich die Bilder, die möglichst einfach an andere geschickt werden können oder in den sozialen Medien gezeigt werden. Es gibt viele Eigner von Sportbooten, die das wahrscheinlich ähnlich sehen.

Darüber sehe ich beim Schnorcheln reizvolle Motive in geringen Wassertiefen. Dort ist noch genügend Licht vorhanden, um auf künstliche Leuchtquellen zu verzichten. Häufig nehme ich vom Boot aus interessante Wasserpflanzen oder Fischschwärme wahr, die ich nicht fotografieren kann, da ich keine gute Unterwasserkamera habe. Auf dem Boot ist das Einstecken des Smartphones in das Unterwassergehäuse in einer sauberen Umgebung möglich. Für solche Gelegenheiten wäre es gut, das Smartphone unter Wasser nutzen zu können.

Diese Möglichkeit finde ich auch interessant für Freizeit oder Wettkämpfe im Schwimmbad. Das Wasser in den Becken ist klar und man kann relativ weit sehen. Auch sind sie gut beleuchtet. Da man Videos und Fotos davon schnell betrachten und teilen möchte, ist das Smartphone eine gute Option.

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