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HUAWEI P60 Pro

Huawei Mate 50 Pro Huawei P60 Pro

Review. Smartphone im Test 2023 © Thomas Gade


Triple Kamera auf der Rückseite

Produktinformationen

Hersteller Huawei (aus China)
Bezeichnung Huawei P60 Pro
Markteinführung März 2023
Einführungspreis 1200 € (für 256 GB Version)
Haupt- / Rückkamera Triple Kamera
Auflösung 13 MP Ultrawide 13 mm (kb-äquivalent) f 2.2
  48 MP 25 mm (kb-äquivalent) f 1.4 - 4
  48 MP Tele-Kamera, 90 mm (kb-äquivalent) f 3,5 sensor shift OIS
Zoom digital, optisch, hybrid
Zoomstufen brauchbar: 0,5 - 10x / 13 - 270 mm kb-äquivalent
Darüber bis 100x möglich, aber zunehmend niedrigere Qualität
RAW Format Ja, DNG
Video 4K@30/60fps, 1080p@30/60/120/240/480fps, 720p@960fps
Frontkamera 13 MP, 18 mm kb äquivalent, f 2.4
Video 4K@30/60fps, 1080p@30fps
   
Display 6,67 Zoll, abgerundete Ecken, 2700 x 1220 Pixel, 120 Hz, 444 ppi
Prozessor Octa-core (1x3.19 GHz Cortex-X2 & 3x2.75 GHz Cortex-A710 & 4x2.0 GHz Cortex-A510)
Betriebssystem EMUI 13.1 ohne Google Services
Speicher 8 GB RAM plus 256 GB oder 12 GB RAM plus 512 GB
Speicher erweiterbar? ja, bis zu 256 GB
   
Netzwerk 2G GSM, 3G, 4G LTE
Konnektivität WLAN, Bluetooth, USB 3.1 Type C
   
Akku Li-Po mit 4.815 mAh
Gewicht 200 g
Abmessungen 161 x 74.5 x 8.3 mm (12 mm Dicke beim Kamerafeld)
Wasser / Staub IP68 Zertifiziert. Hersteller: "Die Schutzart IP68 bedeutet, dass das Gerät unter bestimmten definierten Testbedingungen in einer Tiefe von bis zu 2 Metern für bis zu 30 Minuten vor schädlichem Eindringen von statischem Wasser geschützt ist ..."
wireless charging ja bis 50 Watt
Ladegerät HUAWEI SuperCharge (max. 88 W)


Huawei P60 Pro Pearl

Top-Bewertung von DXOMARK

Das Testlabor von DXOMARK bescheinigt dem HUAWEI P60 Pro im März 2023 Spitzenwerte.



https://www.dxomark.com/smartphones/Huawei/P60-Pro


Huawei P60 Pro black

Großer nutzbarer Zoombereich

Zwischen 0,5 - 10x Zoom ist die Bildqualität sehr gut.



0,5x Zoom. Im Ultraweitwinkel (13 mm kleinbildäquivalent) sind Abbildungsfehler, wie Verzeichnung, Vignettierung und Farbsäume sehr gut korrigiert. Der wolkenlose Himmel ist in der Mitte dunkler als an den Seiten. Am besten vermeidet man solche Ausschnitte.



1x Zoom



3,5x Zoom



10x Zoom

Alle Bilder dieser Serie sind scharf. Obwohl der optische Zoom bei 3,5 x endet, sind Fotos mit 10x Zoom immer noch gut.

Der Zoomfaktor kann bis 100 x eingestellt werden. Ab 10x sind die qualitativen Rückgänge durch das digitale Zoomen zunehmend erkennbar. Anspruchsvolle Fotografen werden über 10x hinaus gehende Werte meiden. Für Videos darf man aber auch 20x einstellen und erhält immer noch brauchbares Material.

Der Zoombereich 0,5x bis 10x entspricht kleinbildäquivalent den Brennweiten 13 bis 270 mm. Für Porträts ist die Zoomstufe 3,5x gut geeignet. Kleinbildäquivalent entspricht sie 90 mm.

Wildlife mit 10x Zoom


4. 6. 2023. Begegnung mit einem Fuchs

Während des Test des Smartphones kam zufällig ein Fuchs vorbei, der sich mehrmals fotografieren ließ. Mit 10x Zoom gelangen erstaunlich gute Fotos. Okay, meine Systemkamera mit richtigem Teleobjektiv hätte es besser gekonnt, aber für so kompakte Fototechnik wie Smartphones, waren die Ergebnisse sehr gut. Man darf bei solchen Vergleichen nicht vergessen, dass die leistungsstärkere Systemkamera in solchen Momenten oft gar nicht zur Verfügung steht. Vor wenigen Jahren waren solche Fotos aus Smartphones für die meisten Nutzer undenkbar.

Blende

Die Hauptkamera auf der Rückseite hat eine physisch verstellbare Blende von 1,4 bis 4. Kombiniert mit Software wird Tiefenschärfe von F 0,95 bis 16 simuliert. Beim Wählen des Modus Blende, schaltet die Kamera auf 2x Zoom um. Man kann aber Zoomstufen von 1x bis 3,5x wählen.


Kleine Blende


Große Blende

Das Freistellen von Motiven gelingt sehr gut.

Porträt

Der Modus Porträt aktiviert sich automatisch beim Umschalten auf die Selfie-Kamera. Die Beleuchtung von Porträts wird automatisch verbessert und es findet teilweise eine Retusche von Falten statt. Es gibt sehr viele Einstellungen, die man ausloten muss.

Panorama


Juni 2023. Berlin. Steg mit Booten am Tegeler See. Panorama mit 1x Zoom.

Die Panoramafunktion liefert sehr gute Bilder, geht aber nur mit 1x Zoom. Das Foto wurde freihändig auf einem Steg aufgenommen. Die Distanz zu den Motiven im Vordergrund betrug nur wenige Meter und die Schilfhalme wurden durch den Wind etwas bewegt. Trotzdem ist das Foto von vorne bis hinten scharf und es sind keine Artefakte erkennbar. Das ist ein Spitzenergebnis.

Wenn 1x Zoom nicht reicht, kann man mehrere überlappende Einzelfotos extern mit Panoramasoftware zu einem Panorama verrechnen. Das lohnt sich vor allem beim 3,5x Zoom. Die Verwendung eines Stativs ist dafür empfehlenswert.

Super-Makro

Das Huawei P60 Pro hat für Nahaufnahmen einen speziellen Modus Super-Makro. Ist er aktiviert, wird in der Zeile mit Zoomstufen anstelle der 3,5 ein Kreis mit einer Blüte angezeigt. Offensichtlich ist die Telekamera auf der Rückseite maßgeblich für Makroaufnahmen vorgesehen.

Dieser Modus ermöglicht es, sehr gute Nahaufnahmen zu machen. Beim Betrachten einiger Ergebnisse fällt auf, dass die Unschärfe im Vorder-und Hintergrund des eigentlichen Motivs stark durch die Bildbearbeitung erzeugt wird. Die Software erkennt Motive und stellt sie automatisch frei, um die übrigen Bildbereiche unscharf zu zeichnen. Das klappt nicht immer perfekt. An den Kanten mancher Motive können störende Säume entstehen. Mit der Zeit bekommt man heraus, welche Motive kritisch sind.



Spitze einer Brennnessel. Sehr schöne Bildqualität!




Die Blüten des bittersüßen Nachtschattens sind nur einige Millimeter groß.



Ausschnitt aus der Nahaufnahme. Die Bildqualität ist gut. Das Freistellen vor einem unscharfen Hintergrund gelingt der Software an den Blüten im Vordergund sehr gut, während bei den hinteren Säume auftreten.



Die Nahaufnahme von einem Gänseblümchen zeigt die Grenzen des Modus Super-Makro. Einerseits kann das Smartphone den hohen Kontrastumfang sehr gut bewältigen. Andererseits sind an den Kanten der weißen Blütenblätter deutliche Säume erkennbar, die nicht so schön aussehen.



Ausschnitt aus dem Bild. Hier kann man die Säume sehr gut erkennen.

Nacht

Bei Aufnahmen im Dunklen oder schlechten Lichtverhältnissen passt der Nachtmodus die Belichtung automatisch an die Lichtverhältnisse an. Das geht freihändig, aber noch besser vom Stativ, weil die Belichtung mehrere Sekunden dauert.



ISO 1250, Verschlusszeit 3 Sekunden, freihändig fotografiert. Ein gutes Ergebnis. Lediglich die Helligkeitsverläufe im Himmel der Himmel sind nicht gelungen, aber bei Bedarf kann man den Mangel mit Photoshop beheben.



Ausschnitt aus dem Bild. Einwandfreies Ergebnis. Das Licht kam von einer Straßenlaterne mit geringer Leistung.



4.6.2023, 22:18 Uhr. Nachtaufnahme in einem Sportboot-Hafen am Tegeler See in Berlin. Trotz der Dunkelheit gelang die Aufnahme freihändig mit 3s Belichtungszeit.

High-ISO Fotografie



Gegen 22:30 Uhr saß ich auf meinem Boot und sichtete Fotos auf dem Smartphone. Nur vorne in der kleinen Kajüte leuchtete eine schwache LED Lampe. Im Modus Foto hatte ich Master AI aktiviert und probierte aus, ob das Smartphone unter solchen Lichtverhältnissen noch ein brauchbares Foto aufnehmen konnte. Das Ergebnis übertraf meine Erwartungen, weil die Kajüte auf dem Bild hell erleuchtet erschien, was sie für das bloße menschliche Auge nicht war. Noch mehr erstaunten mich die Exif Daten. Das Smartphone hatte mit ISO 65535 und 1/3 Sekunde fotografiert. Eine hohe fünfstellige ISO-Zahl? Kaum zu glauben bei dem kleinen Sensor. Trotz vermutlich starker Rauschreduzierung waren feine Details gut erkennbar.

HDR

HDR steht für High Dynamic Range und unterstützt die Bewältigung großer Helligkeitsunterschiede. Sowohl in den tiefen Schatten als auch in den Spitzlichtern wird eine bessere Zeichnung realisiert. In HDR Modus erstellt die Kamera drei Bilder mit unterschiedlicher Belichtung: kurz, normal und lang. Sie werden automatisch zu einem Foto zusammengerechnet, das einen großen Helligkeitsumfang bewältigt. Bei Sonnenschein mit kräftigen Kontrasten ist der HDR Modus oft eine gute Wahl.

PRO

Im Modus Profi können viele Parameter manuell eingestellt werden. Dann ist sogar die Ausgabe von RAW Dateien für die Zoomstufen W, 1x und 3,5x Zoom möglich. Ich konvertiere RAW-Dateien vorzugsweise mit DxO PhotoLab. Leider kann die Software keine RAW-Dateien aus modernen Smartphones interpretieren. Adobe Lightroom spielt aber mit.

Dokumente

Außerordentlich nützlich ist die Funktion 'Dokumente'. Das Smartphone identifiziert Vorlagen, die quadratisch oder rechteckig sind. Es erkennt Verzeichnungen durch schräge Sichtwinkel und korrigiert diese automatisch. Einfacher kann man Dokumente oder alte Fotos gar nicht scannen. Da keine Rücksicht auf eine parallele Ausrichtung der Kameratechnik und Vorlagen genommen werden muss, kann eine Blickrichtung gewählt werden, bei der keine Reflexe auf den Vorlagen zu sehen sind. Den Rest erledigt das Smartphone.



Schräg auf ein Dokument richten genügt, um im Modus Dokumente Vorlagen zu scannen. Sie werden automatisch erkannt und perspektivisch entzerrt.


Ergebnis der Automatik 'Dokumente'.

Wärmeentwicklung

Das Huawei P60 Pro wird manchmal ziemlich warm. Insbesondere passiert das in der Silikonhülle, die zum Lieferumfang gehört. Aus dem Grunde verzichtete ich erstmals bei einem teuren Leihgerät darauf, sie zu verwenden.

Bewertung

Mich interessierte die Fototechnik auf der Rückseite des Smartphones. Andere Aspekte habe ich nur am Rande beachtet. Beim Betriebssystem fiel mir ein Unterschied zu Smartphones von Samsung auf. Bei denen kann ich den die Schaltfläche 'Alle schließen' aufrufen, um alle offenen Fenster, bzw. Anwendungen schließen. Beim Huawei P60 Pro habe ich sie nicht entdeckt. Durch mehrfaches irgendwie über den Bildschirm Wischen, verschwanden sie. Aber waren sie dadurch wirklich geschlossen?

Insgesamt hinterlässt das Huawei P60 Pro einen sehr guten Eindruck als Aufnahmegerät für Fotos und Videos. Es hat einen großen brauchbaren Zoombereich. Es ist sehr gut für die Low-Light-Fotografie geeignet.

Jede Technologie hat ihre Grenzen, aber die sind bei diesem Gerät weit gesteckt. Verbesserungsbedarf gibt es bei den Tonwertverläufen am wolkenlosen Himmel tagsüber, wenn mit Zoomstufen kleiner als 1 fotografiert wird oder allgemein im Nachtmodus. An manchen Kanten können im Nahbereich unerwünschte Säume auftreten.

Als Bildformaten werden JPG in zwei Kompressionsstufen und RAW angeboten. Nicht an Bord ist HEIF (HEIC). Das Dateiformat hat pro Kanal 10 Bit Farbtiefe anstatt wie bei JPG nur 8. Mit HEIF können daher viermal so viele Tonwertstufen getrennt werden. Werden die Bilder noch bearbeitet, ist das ein Vorteil. Alternativ kann man RAW-Dateien speichern, doch sind dann nur die Zoomstufen W, 1x und 3,5x auszuwählen. Hier sollte Huawei nachbessern.

Die Preisgestaltung (1200 € für die 256 GB Version) halte ich für gewagt. Die Abkopplung von den Google Diensten ist für viele potentielle Nutzer ein Nachteil. Angesichts dieser Problematik wäre ein Preis unter 1000 € als Einführungspreis angemessener. Das Huawei Mate 50 Pro, ebenfalls ein ausgezeichnetes Smartphone, ist aktuell (Juni 2023) für knapp 900 € zu erhalten und möglicherweise der bessere Deal.


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