Ist
alles zur Aufnahme vorbereitet, so beleuchtet man, falls
die Zimmerhelligkeit nicht ausreichend ist, die aufzunehmende
Person mittels einer Lampe, stellt den Apparat ein und
schließt das Objektiv. Hierauf schiebt man die
Kassette ein, zieht den Schieber heraus, öffnet
(nachdem man die Lampe beiseite gestellt hat, so daß
deren Licht nicht in das Objektiv fallen kann) das Objektiv,
entzündet das Blitzpulver und schließt das
Objektiv sofort wieder. - Es schadet nicht, wenn das
Zimmer während der Zeit, die vergeht, bis man das
Pulver abgebrannt und das Objektiv wieder geschlossen
hat, erleuchtet ist, da das schwache Licht nicht auf
die Platte wirkt. Keinesfalls darf man in halbfinsteren
oder finsteren Zimmern aufnehmen, da sonst die Pupillen
der Person unnatürlich erweitert sind. Die
belichtete Platte, auf der keine Spur eines Bildes sichtbar
ist, wird im Dunkelzimmer bei rotem Licht aus der Kassette
herausgenommen. Der Lichteindruck ist auf ihr in Gestalt
eines "latenten Bildes" aufgezeichnet,
das nun durch die Entwicklung sichtbar gemacht werden
muß. Dazu dienen gewisse reduzierende Lösungen,
"Entwickler", die das unbelichtete Bromsilber
der Platte wenig oder nicht angreifen, das belichtete
aber, je nach der Menge des aufgefallenen Lichtes, mehr
oder weniger schwärzen. Man legt die Platte, mit
der Schichtseite nach oben, in eine Schale (siehe S.
65) und gießt den Entwickler mit einem
Guß über die Platte, so daß diese sofort
vollständig damit bedeckt wird. Sehr zu empfehlen
ist hierbei, die Platte nicht einfach frei einzulegen,
sondern vor dem Einlegen an einem Plattenhalter (siehe
S.
68) zu befestigen, an dem sie bis zum Beginn
des Wässerns (siehe S.
96) bleibt. Seite 86 zur Inhaltsübersichtzum Stichwortverzeichnis
Man
beobachtet das Erscheinen des Bildes zuerst in der
Aufsicht, später nachdem das Bild in der Aufsicht
zu dunkel geworden ist, in der Durchsicht.
Für
Films verwendet man verschiedene Methoden und Hilfsmittel,
die bereits
S. 66 beschrieben wurden.
Flachfilms werden in Rähmchen (Bild
134), Filmstreckhaltern
(Bild 135) oder Entwicklungskübeln
(Bild
133) hervorgerufen, Rollfilms entweder im
ganzen, indem man die Spule aufwickelt, das Schutzpapier
entfernt, dann das Filmband an beiden Enden mit Filmhaltern
(siehe Bild 177) faßt
und mit der Schichtseite
Seite 87 zur Inhaltsübersichtzum Stichwortverzeichnis
- Rollfilms kann man ferner auch einzeln entwickeln, indem man sie zerschneidet; das Zerschneiden aus freier Hand bietet gewisse Schwierigkeiten: man beginne mit dem Abschneiden niemals bei der letzten Aufnahme (Nr. 12). Um den Filmstreifen richtig zu zerschneiden, muß man die Rolle in der Dunkelkammer auf
Dr. Lüppo-Cramer hat gefunden, daß die Lichtempfindlichkeit belichteter Bromsilberplatten durch Baden in einer Phenosafraninlösung, die man auch der Entwicklerlösung zusetzen kann, ohne schädigende oder zerstörende Wirkung auf das latente Bild auszuüben, stark herabgesetzt werden kann. Darauf gründet sich das sog. Safraninverfahren. Es gestattet die Entwicklung bei gelbem oder Kerzenlicht. Die Ausübung des Verfahrens besteht darin, daß man 1. entweder den Phenosafraninfarbstoff (Höchster Farbwerke) der gebrauchsfertigen Entwicklerlösung zusetzt, oder 2. die Platte vor der Entwicklung in der Farbstofflösung (Phenosafranin 1 Teil und Wasser 2000 Teile) eine Minute badet. Arbeitet man bei hellgelbem Licht, so genügt es, dem gebrauchsfertigen Entwickler auf 100 ccm Lösung 10 ccm einer Phenosafraninlösung 1 : 2000 hinzuzusetzen. Nachdem die Platte eine Minute im Entwickler gelegen hat, ist sie bereits gegen die Einwirkung des gelben Lichtes vollkommen unempfindlich. Beabsichtigt man, mit offenem Kerzenlicht zu arbeiten, so legt man die Platte im Dunkeln in eine Phenosafraninlösung 1 : 2000 ein, läßt sie eine Minute darin und überträgt sie, ohne abzuspülen, in die farbstoffreie Entwicklerlösung. Danach zündet man die Kerze an und behandelt die Platte in 11/2 bis 2 m Entfernung vom Lichte. Auch hierbei kann man sie beliebig in der Durchsicht kontrollieren, ohne daß eine Verschleierung der Schicht eintritt. Das Fixieren der Platte geschieht in einem sauren Fixierbade. Die nach Methode II behandelten Platten erscheinen auch nach dem Fixieren noch stark rot gefärbt. Bei längerem Waschen in fließendem Wasser verschwindet jedoch die rote Farbe vollständig. Bei besonders dickschichtigen Platten kann es sich ereignen, daß etwas Farbstoff in der Schicht zurückbleibt oder daß nach dem Trocknen der Platte die rote Färbung wieder hervortritt. Dr. Lüppo-Cramer empfiehlt, als Entfärbungsbad gleiche Teile einer 2%igen Allaun- und einer 5%igen Salzsäurelösung zu mischen. Nach dem Bade ist 15 Minuten zu waschen. Die nach Methode 1 entwickelten Platten werden jedoch in den seltensten Fällen einer Nachbehandlung bedürfen. - An Stelle des Phenosafranin wird neuerdings von Dr. König das Pynakryptolgrün (Höchster Farbwerke) empfohlen, das den Vorteil hat, weder die Gelatineschicht der Platten oder Filme noch Finger oder Nägel oder Gefäße anzufärben. Das Pinakryptolgrün wird in einer Verdünnung von 1 : 5000 in der vorerwärmten Weise angewandt.
Auf dem Markte ist eine fast unübersehbare Menge von Entwicklersubstanzen, und alljährlich kommen dazu neue Substanzen oder Vorschriften. Man tut gut, nicht zu viel herumzuprobieren, sondern bei einem erprobten Entwickler zu bleiben; fast jede der dauernd im Handelsverkehr gebliebenen Substanzen: Pyrogallussäure, Eikonogen, Hydrochinon, Adurol, Metol, Amidol, Glycin, Paramidophenol, gibt, richtig gemischt und verwendet, einen vorzüglichen Entwickler, und es ist sinnlos, von einer Substanz wesentlich Besseres zu erwarten als von der anderen. Alle diese Stoffe werden meist in alkalischen Lösungen, also unter Zusatz von Soda, Pottasche, ätzalkali usw. verwendet, und auch von der Wahl des Alkali darf man kein Wunder erwarten; ferner wird den Lösungen, um sie haltbarer zu machen, ein den Luftsauerstoff bindendes Salz (Natriumsulfit, Kaliummetabisulfit) hinzugesetzt. Endlich fügt man noch Bromkali hinzu, um die Platte klar zu erhalten. *) Vgl. "Das Photographieren m. Films, v. Dr. E. H o l m, Union, Berlin. Seite 88 zur Inhaltsübersichtzum Stichwortverzeichnis
Von
allen diesen "organischen" Entwicklern ist
der "unorganische" saure Eisenoxalat
entwickler (S.
93) zu unterscheiden, der trotz seiner Reize
heute praktisch nur noch wenig verwendet wird. Häufig muß man die Zusammensetzung der Entwickler etwas verändern, um sie den verschiedenen Plattensorten anzupassen. Man bezeichnet das mit "Abstimmen". Dieses Abstimmen ist oft auch dann nötig, wenn es sich um Entwicklung von Aufnahmen mit großen Helligkeitskontrasten handelt. Will man z.B. nach einem sehr kontrastreichen Original ein brauchbares Negativ herstellen, so muß man einen Entwickler anderer Zusammensetzung benutzen; als wenn es sich um Aufnahme eines wenig kontrastreichen Originals handelt. Oder auch die Exposition war sehr verfehlt. Um nun dieses Abstimmen mit Erfolg vornehmen zu können, muß man die Wirkungsweise der einzelnen Substanzen, aus denen der Entwickler zusammengesetzt ist, genau kennen: Vermehrung der Entwicklungssubstanz (Pyrogallol, Hydrochinon, Glycin usw.) bewirkt größere Kraft der Negative, Vermehrung der Alkalien dagegen größere Energie des Entwicklers und größere Weichheit. Geringe Mengen Bromkalium, z.B. Zusatz von 1 bis 5 Tropfen einer Lösung 1 : 10 zu 100 ccm Entwickler, wirken klarhaltend, größere Mengen dagegen bewirken bei normal belichteten Platten zu starke Kontraste, geben also "harte" Negative. Namentlich bei den Entwicklern mit kohlensaurem Natron (Soda) und kohlensaurem Kali (Pottasche) muß deshalb ein zu großer Bromkaliumzusatz vermieden werden, während Entwickler mit ätzkali oder ätznatron (also die sog. Rapidentwickler) in dieser Beziehung viel weniger empfindlich sind; sie vertragen selbst ziemlich beträchtliche Mengen Bromkali, ohne dadurch zu hart zu arbeiten. Einen großen Einfluß übt auch die Konzentration des Entwicklers aus. Starke Entwickler (mit wenig Wasserzusatz) entwickeln schnell und geben kräftige Negative, verdünnte Entwickler entwickeln langsamer und geben weniger kräftige, also weichere Negative. - Hat man also z.B. festgestellt, daß irgendein Entwickler in der üblichen Konzentration für einen bestimmten Zweck oder eine bestimmte Plattensorte zu kräftig arbeitet, so hat man nur nötig, ihn entsprechend mit Wasser zu verdünnen. Die Temperatur aller Entwickler ist auf 15 bis 180 C zu halten, im Winter nötigenfalls durch Anwärmen der Lösungen (durch Einstellen in warmes Wasser) und Schalen (durch Ausschwenken mit heißem Wasser); bei niedrigerer Temperatur erhält man zu dünne oder zu harte Negative, bei höheren Temperaturen flaue oder schleierige, und die Schicht hat Neigung zum Erweichen und Kräuseln. Bei besonders heißem Wetter, also in den Tropen fast immer, sind die Platten nach Beendigung der Entwicklung, noch vor dem Fixieren, für 5 Minuten in ein Härtebad aus Wasser.................100 ccm Alaun.......................50 ccm einzulegen, dann gründlich zu waschen
und nun erst zu fixieren. Seite 89 zur Inhaltsübersichtzum Stichwortverzeichnis Die
Lösungen mit der Entwicklersubstanz oxydieren leicht
und müssen daher stets in gut verkorkten Flaschen
aufbewahrt werden. Die Entwicklungssubstanzen werden
sich in den meisten Fällen klar lösen, andernfalls
sinken die Verunreinigungen nach kurzem Stehen zu Boden,
so daß der Entwickler klar abgegossen werden kann.
Für Amateure, die selten entwickeln, empfiehlt
es sich, die Entwicklerlösungen in kleinen bis
an den Hals gefüllten, gut verkorkten Flaschen
zu halten, deren Inhalt dann auf einmal verbraucht wird
(so daß keine Reste, die leicht verderben, übrigbleiben)
oder aber in den S.
67 beschriebenen Flaschen unter Vaselinöl
aufzuheben. Selbst geringe Mengen Entwickler, die bei
Aufbewahrung in gewöhnlichen Flaschen bald verderben
würden, halten sich so ausgezeichnet.
Zum Gebrauch mischt man 30 ccm Lösung I mit 30 ccm Lösung II und setzt einige Tropfen 10prozentige Bromkalilösung zu. - Man kann dem Metol ziemlich beträchtliche Mengen Bromkalium zufügen, da dieses in geringen Mengen nur schleierwidrig, in größeren Mengen erst verzögernd wirkt. Das Bild kommt bei normal belichteten Platten mit diesem Entwickler schnell zum Vorschein. Es erscheint anfangs dünn und grau, gewinnt aber stetig an Kraft, und die Entwicklung ist in ca. 5 Minuten vollendet. Einen sehr energischen Entwickler liefert Metol mit Pottasche. Der Hydrochinon - Entwickler gibt am leichtesten gut gedeckte kräftige Negative. Er erlaubt einen sehr großen Spielraum in der Belichtungszeit; selbst stark überexponierte Platten können damit klar entwickelt werden. Je mehr man den Hydrochinon-Entwickler verdünnt, um so weicher und langsamer, je weniger man ihn verdünnt, desto schneller und kräftiger arbeitet er. Man setzt ihn wie folgt an:
An Stelle des kohlensauren Kalis kann man auch eine gleiche bis doppelt so große Menge kohlensaures Natron nehmen. Der Entwickler mit kohlensaurem Kali arbeitet jedoch schneller. Zum Gebrauch mischt man gleiche Teile I und II und fügt einige Tropfen Bromkaliumlösung (1 : 10) hinzu. Für 50 ccm Entwickler genügen 4 Tropfen. Ohne Bromkaliumzusatz wirkt der frische Entwickler zu energisch. Der Metolhydrochinon - Entwickler erfreut sich als eine Kombination der beiden vorstehend genannten Entwickler einer sehr ausgebreiteten Verwendung. Er kommt vielfach unter dem Namen "Brillantentwickler" und ähnlichen Bezeichnungen in den Handel. Eine gute Vorschrift für einen getrennten Metolhydrochinon-Entwickler ist folgende:
*) Das Sulfit darf erst zugesetzt werden, nachdem das Metol vollständig gelöst ist. Seite 90 |
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