photoinfos.com

Hellmut Münzner - Aufarbeitung eines Fotonachlasses

2004 © Thomas Gade

Seite:   1,   2,   3


Durch Ebay ergab sich im Jahr 2003 die Möglichkeit, den Nachlass des Fotoamateurs Hellmut Münzner zu übernehmen. Er war jahrzehntelang begeisteter Fotograf und hatte viele Reisen unternommen. Der Zeitraum seiner fotografischen Tätigkeit erstreckte sich von 1927 bis 1989.

Es wurden 30 Bananenkisten voller Zigarrenkisten und Schachteln geliefert. Zwei Bananenkisten enthielten nur Filmdosen, die mit aufgerollten Filmen gefüllt waren. Dieses Sammelsurium war in einem chaotischen Zustand. Zu den Filmen gab es keine beschrifteten Kontaktbögen. Lediglich mit Kugelschreiber oder Bleistift gekritzelte Worte standen auf den Deckeln der Filmdosen. Die darin enthaltenen Filme waren nicht einzeln aufgerollt. Die Rollen bestanden teilweise aus bis zu 10 unzerschnittenen Filmen, die oftmals länger als der übliche Film mit 36 Bildern waren. Durch die bis zu 70 Jahre lange Lagerung in den Dosen, haben einige Filme einen starken Drall. In den Zigarrenkisten befanden sich Dias. Das Thema stand auf dem Deckel oder den Seiten. Die Diarahmen waren teilweise beschriftet. In den meisten Fällen konnte man mit etwas übung entziffern, was darauf stand. Fast alle Dias waren zwischen zwei Glasscheiben gerahmt, die am Rand mit Papierstreifen zusammengeklebt worden waren. Der Erhaltungszustand der Dias bewegte sich zwischen sehr schlecht mit Pilz und Schimmel bis sehr gut erhalten.



Zielstellung

Ich betreibe kein Museum und somit besteht keine Veranlassung, einen Nachlass im kompletten und ursprünglichen Zustand zu bewahren. Zudem übersteigt es meine Möglichkeiten, schadhaftes Material in dieser Menge auf konventionellem fotografischem Wege zu rekonstruieren oder gar zu restaurieren. Vielmehr sollen aus dem Gesamtbestand Bilder zur Digitalisierung und einem dauerhaften Verbleib in meinem Archiv ausgewählt werden.

Dazu wurde der gesamte Bestand am Leuchttisch gemustert, um einen ersten überblick zu bekommen. Fotos, die fotografisch schlecht oder in Zerstörung begriffen waren, wurden aussortiert. Es stellte sich heraus, dass der Fotograf viele Reproduktionen aus Zeitschriften und Atlanten angefertigt hatte, mit denen er seine Diavorträge komplettierte. Die Repros wurden ausgemustert. Es kam redundantes Material zum Vorschein. Der Fotograf war häufig in Spanien, Italien und Frankreich. Aus diesen Regionen wiederholen sich Bilderserien. Davon ist nur eine repräsentative Auswahl interessant. Es folgte eine zweite Musterung, in der entschieden wurde, welche Bilder in meinem Archiv verbleiben. Zum Scanner der Dias war es notwendig, alle unter Glas gerahmten Bilder (ca. 99%) per Handarbeit in neue Rahmen zu bringen, die einzeln beschriftet wurden.

Verdächtiges Material, dessen Betrachtung mit dem bloßen Auge oder mit einem schwach vergrößernden Stereomikroskop Strukturen aufweist, die auf Pilz- und/oder Bakterienbefall hindeuteten, wurde im Zuge der Bearbeitung vom übrigen Material räumlich getrennt.






In den Filmdosen waren u.a. auch Reprofilme, mit denen der Fotograf Vorlagen abfotografiert hat.



Coloriertes Schwarzweissdia. Der Fotograf war ein handwerklich geschickter Fotolaborant.


Die Schwarzweissdias wurden im Kontakt mit den Negativen oder als Projektion hergestellt. Daher ist die Beschriftung am Rand spiegelverkehrt.
>

Schwarzweissdias - teilweise coloriert.

 

© Thomas Gade   Unsere Texte und Bilder sind urheberrechtlich geschützt. Jede Nutzung ist nur mit schriftlicher Erlaubnis des Verfassers gestattet und stets honorarpflichtig. / © Our articles and images are copyrighted.