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Digitale Kameras

2021 / 2024 © Thomas Gade

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Deshalb wurden einige Bewertungen im Laufe der Zeit neu vorgenommen. Zum Beispiel für die V3 aus dem Nikon System 1. Erst mit dem RAW-Konverter DxO PhotoLab mit der Rauschminderung  DeepPRIME (seit Version aus 2020) sind die Dateien der Nikon V3 mit vierstelligen ISO-Werten akzeptabel. Davor waren sie enttäuschend.


Nikon V3. ISO 6400. Kleiner Ausschnitt aus einem Foto.
Links: JPG aus der Kamera
Rechts: Vom RAW entwickelt mit DxO PhotoLab 6 mit Deep Prime XD.
In einem Vergleich der Bildqualität bei verschiedenen ISO Stufen mit einer Nikon 1 V3 (aus 2014) können Sie bei ISO 6400 ein Ergebnis aus der RAW-Konvertierung mit DxO PhotoLab 6 ( 2023) und einem JPG direkt aus der Kamera vergleichen. Der Unterschied ist gewaltig.

DSLR

2004 / 2005 brachten Canon, Nikon und Pentax ihre ersten digitalen Spiegelreflex-Gehäuse (DSLR) für knapp unter 1000 € auf den Markt. Sie hatten APS-C Sensoren, die etwa halb so groß waren wie das 24 × 36 mm messende Kleinbildformat. Sie hatten sechs Millionen Pixel. Dazu gab es ein Kit-Objektiv mit 18-55mm Brennweite. Sie bewirkten den Wechsel vieler ambitionierter Hobbyfotografen und Profis von der Analog- zur Digitalfotografie.  
Damals waren Computer noch relativ leistungsschwach. 2006 steckten im typischen Heim-PC etwa ein GB RAM und eine konventionelle Festplatte mit 200 GB. Die Speicherkarten hatten damals rund ein GB. Und wer kannte zu der Zeit RAW-Konverter, bzw. wusste überhaupt, was das war? Der erste brauchbare, RAWShooter, erschien 2006.

Innerhalb weniger Jahre wurde die Leistungsfähigkeit der beteiligten Geräte erheblich verbessert. 2014 verkaufte Pentax eine K-S1 mit einem 20 Megapixel Sensor und einem 18-55 mm Zoomobjektiv für 600 €. Der Dynamikumfang war gegenüber früheren Sensoren gesteigert worden. Die Kamera lieferte auch mit höheren ISO Werten noch gute Bilder. Etwas über 3000 € kostete Nikons D810, eine Profikamera mit FX-Sensor (Vollformat: 24 × 36 mm) mit 36 Megapixeln.  Die Computer für zu Hause enthielten inzwischen 8 GB RAM, eine SSD mit 256 GB und eine konventionelle Festplatte mit mindestens einem Terabyte. Die Grafikkarten hatten über 1 GB RAM. Es gab praktisch auch keine Kapazitätsgrenzen mehr bei Speicherkarten für Kameras.

Der Markt hatte eine Sättigung erreicht. 2010 wurden weltweit etwa 121 Million Digitalkameras verkauft. 2014 sank die Zahl auf etwa 43 Millionen und seit 2020 sind sie es unter zehn Millionen. Außerdem war als Konkurrenz das Smartphone immer stärker geworden. 2014 wurden weltweit etwa 1,3 Milliarden verkauft. Seitdem schwankt die Zahl zwischen 1,17und  1,49 Milliarden jährlich.

DSLM

Die ersten digitalen Systemkameras enthielten noch Schwingspiegel, aber nach wenigen Jahren begannen die Hersteller den optischen Sucher durch einen elektronischen zu ersetzen. Er bestand aus einem kleinen Display, dessen Bild mithilfe eines Okulars vergrößert dargestellt wurde. Seine Bildqualität war zunächst durch niedrige Bildfrequenzen und geringe Auflösung nicht überzeugend, aber innerhalb weniger Jahre bekam man das in den Griff wie auch den Stromverbrauch.

Den großen DSLR Hersteller, Canon und Nikon, entging nicht, wie erfolgreich DSLMs von Sony, Panasonic und Olympus ihre Spiegellosen verkauften. Nikon experimentierte von 2011-2017 im System 1 mit spiegellosen Systemkameras, die einen 1“ Sensor enthielten. Ob absichtlich oder durch echte Produktionsfehler fielen die Blendensteuerungen in etlichen Objektiven dieses Systems aus. Und erst die letzte Kamera, die Nikon J5, hatte endlich einen wirklich guten 20 MP Sensor. Canon führte 2019 seine erste DSLM ein und Nikon folgte 2020 mit den Z Modellen. Dass es vorher schon das System 1 gegeben hat, war vielen Profis und ambitionierten Fotografen entgangen.

Während in der DSLR die Messungen für die Belichtung und den Autofokus bei herunter geklapptem Spiegel stattfinden, kann das in der DSLM der Aufnahmesensor erledigen. Ohne Schwingspiegel können die Gehäuse kompakter und mit geringerem Auflagemaß gebaut werden. Das ermöglicht es, sehr viele Objektive zu adaptieren, die für analoge und digitale Spiegelreflexkameras von verschiedenen Herstellern und mit größeren Auflagemaßen gebaut wurden. Die rund 22 mm kürzeren Abstände zwischen den Objektiven und den Sensoren bieten den nötigen Platz für Adapter, die auch alle Funktionen übertragen.

Die Serienbildgeschwindigkeit ist bei modernen DSLMs in der Regel höher als bei der DSLR, weil kein Spiegel rauf und runter klappen muss. Aber die immer höheren Bildfrequenzen haben für viele Fotografen längst ihren Reiz verloren. Wer braucht schon 40 Bilder pro Sekunde?

DSLR oder DSLM?


DSLR Pentax K-70 und spiegellose Systemkamera Sony Alpha 6300

Im Jahre 2020 verkauften die Kamerahersteller mehr DSLMs als DSLRs. Canon und Nikon stellten 2021 die Produktion von DSLRs ein. Das bedeutet nicht, dass die DSLR abgelöst wurde, weil beide Typen eine ausgezeichnete Bildqualität bieten können, die von der Sensorgröße, Megapixeln, Objektiven, dem Alter und den Fähigkeiten des RAW- Konverters abhängig ist, aber nicht vom Schwingspiegel. Beide Typen können auch gute JPG-Dateien liefern. Solange gute DSLRs funktionsfähig bleiben, haben viele Nutzer keinen Grund, eine DSLM zu kaufen, für die ev. noch teure Objektive erworben werden müssen.  Aber wenn Sie sich ein neues System zulegen, wird es ein spiegelloses sein.

Den Wechsel von der DSLR zur DSLM oder ihre gemeinsame Existenz haben die Hersteller mit der Kompatibilität der neuen Gehäuse mit den älteren Objektiven ihrer digitalen Spiegelreflexkameras versüßt. Die Bildstabilisierung, der Autofokus und die Belichtungsmessung bleiben dabei ebenso erhalten, wie digitale Korrekturen von Abbildungsfehlern.

Spiegellose Kameras bieten zum Drehen von Videos technologisch die besseren Möglichkeiten. Wer darauf nicht so großen Wert legt, kann eine gute DSLR weiterhin nutzen.

Actioncam

2010 brachte GoPro mit der HD Hero seine erste Actioncam auf den Markt, die Videos mit Full-HD aufnehmen konnte. Dieser Kameratyp mit Zubehör wird ständig weiter entwickelt und ist außerordentlich populär in schnellen Sportarten. Auf YouTube sind viele Filme mit rasanten Abläufen zu sehen, zum Beispiel von Menschen, die sich im WingSuit von Berghängen stürzen oder von Crossbikern in rascher Fahrt auf eigentlich gar nicht befahrbaren Wegen. Dieser Kameratyp wird auch von der Polizei, Soldaten oder Sicherheitskräften zum Dokumentieren ihre Aktionen verwendet.  Dashcams und Kameras von Drohnen basieren auf demselben Prinzip.



Actioncam von DJI. Diese Winzlinge stecken einiges weg und sind unter Sportlern beliebt. Bislang spielen sie auf photoinfos.com aber nur eine untergeordnete Rolle.

Smartphone oder konventionelle digitale Kamera?

Um 2007 kamen die ersten Smartphones heraus. In Erinnerung geblieben ist vor allem das iPhone. Es hatte eine Zwei-Megapixel Digitalkamera, die nur Einzelfotos aufnehmen konnte. Im iPhone 6 aus 2014 steckte eine Frontkamera mit 1,2 Megapixeln und 720p Video sowie eine Hauptkamera mit 8 MP und Full-HD Video mit maximal 60 Bildern pro Sekunde. Mit 720p schaffte die Hauptkamera sogar 240 Bilder pro Sekunde. Das reichte, um digitalen Kompaktkameras den Garaus zu machen. In nur wenigen Jahren wurden die  Foto/Video-Fähigkeiten von Smartphones rasch verbessert und noch immer erfolgen technologische Fortschritte rasant. Die Hauptkamera des Huawei P20 Pro (aus 2018) bestand aus drei Modulen mit 40, 10 und 7 Megapixeln. Die Frontkamera  lieferte 24 Megapixel.  2023 folgte das Huawei P60 Pro, mit einer Triple Kamera auf der Rückseite, deren Sensoren 48 Megapixel für die Hauptkamera und 48 Megapixel für das Teleobjektiv und 13 MP für das Ultraweitwinkel  hatten. Bei Zoomstufen von 0,5 -fach bis 10-fach liefert Smartphone einwandfrei Fotos.  Es können 4K Videos mit bis zu 60 fps aufgenommen werden. Die Frontkamera hat 13 Megapixel und liefert damit sehr gute Ergebnisse.

Damit ist das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht. Durch die viel stärkere Verbreitung von Smartphones im Gegensatz zu klassischen digitalen Kameras, steht den Herstellern viel mehr Geld für Fortschritte zur Verfügung. Die Qualität der Fotos und Videos ist längst ein sehr wichtiges Entscheidungskriterium beim Kauf von Smartphones. Für eine gute Marktposition muss die Aufnahmequalität top sein.

Der heutige Stand der Aufnahmetechnik von Smartphones übertrifft bei weitem frühere Erwartungen über das Potenzial kleiner Sensoren. Wie lange werden hohe Investitionen in teure Systemkameras und Objektive noch einen Sinn machen?  Schon heute sind sie für viele Menschen bedeutungslos, die nur noch Fotos und Videos mit ihren Smartphones aufnehmen.

Für Smartphones gibt es ein eigenes Inhaltsverzeichnis.

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