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Microtek Scanmaker i900

Juni 2004 / © Thomas Gade

Der Karton, in dem der Scanmaker i900 geliefert wird, ist schwer. Der Scanner wiegt 11,2 kg und es liegt allerhand Zubehör dabei. Neben einer Firewirekarte, dem Firewire-, USB- und Stromkabel ist Silverfast Ai6 mit zwei Targets im Paket. Es gibt ein dickes Handbuch, eine Photoshop Elements CD, Photoshop Album und Software von Microtek. Die herstellereigene Software heißt Scanwizzard Pro. Daneben findet man glaslose Filmhalter und einen Glaseinsatz für transparente Vorlagen. Insgesamt macht das Set einen professionellen Eindruck. Der Scanner kostet rund 700 €.


Technische Daten

Farbtiefe 42 bit (16 Bit pro Kanal)
Graustufen 14 bit (Bit)
Auflösung 3200 x 6400 dpi
Scanbereich Aufsicht 8,5 " x 14 " (216 x 356 mm)
Durchlicht 8 " x 10 " (203 x 254 mm)
Dynamik 4,2
Ausgabe wählbar 24 / 48 bit
Schnittstelle USB 2.0 / FireWire


Wer mit den alten Agfa Duoscans, dem Agfa Arcus 1200 bzw. dem baugleichen Umax AlphaVista II vertraut ist, wird den Scanmaker i900 sofort der gleichen Familie zuordnen. Es ist ein Scanner, der in zwei Ebenen scannt. Oben befindet sich die Glasscheibe, auf die man Aufsichtsvorlagen legen kann und darunter gibt es eine Schublade, in die austauschbare Filmhalter gesetzt werden können. Damit scannt man glaslos.

Ein Vergleich mit einem Epson Perfection 1640 SU zeigt, dass der Scanmaker i900 recht groß ist. Man sollte den entsprechenden Platzbedarf berücksichtigen und dabei nicht vergessen, dass die Schublade zum glaslosen Scannen nach vorne herausgezogen wird.


Installation

Vor dem Anschluß muß man die Transportsicherung des Scanners entriegeln. Dazu dreht man ihn um und findet auf der Rückseite eine silberne Festellschraube, die man eindrücken muß und mit einer Münze drehen kann. Beim Wenden des Scanners fällt ein langer Plastiksteg an der Hinterseite auf, der nur an den schmalen Enden mit dem Gehäuse verbunden ist. Er kann leicht abbrechen. Ansonsten ist der Scanner solide gebaut.

Zum Testen wurde ein PC mit einem 2600+ AMD Prozessor, 1 GB Ram auf einem MSI KT6 Delta Board mit reichlich Festplattenplatz und Windows XP verwendet. Die Silverfast-Installation war leicht. Der Scanner wurde nach dem Neustart erkannt und konnte benutzt werden. Zusätzlich wurde die herstellereigene Software Scanwizzard Pro 6.5 installiert.




links:     Epson 1640Su
rechts:  Microtek Scanmaker i900

Silverfast hatte in der mir zur Verfügung stehenden Version (noch) keine ICE Funktion implementiert. Scanwizzard Pro bietet viele bekannte Funktionen zur Farb- und Tonwertkorrektur, kann aber nicht mit der aktuellen Epson Software verglichen werden, die schief liegende Bilder gerade ausrichtet und die einzelnen Bilder eines Filmstreifens oder Diatabletts erkennt. Hier sollte Mikrotek eine bessere Version nachliefern.

Filme scannen

Der i900 bietet die Option, Filme glaslos zu scannen. Das ist vorteilhaft, wenn man das Vorhandensein einer Glasscheibe zwischen Film und dem Scanelement vermeiden möchte. Immerhin spart man zwei Flächen, an denen Schmutz und Staub haften kann. Der Kontakt von Glas mit Filmen kann zu Newtonringen führen. Im Umfeld der Konkurrenz, die diese Möglichkeit nicht bietet und günstigere, kompaktere Geräte auf dem Markt hat, erwartet man von dem i900 bei Nennwerten von 3200 x 6400 dpi und einem Dmax 4,2 eine gute Leistung beim Scannen von FiImen.

Zum Testen wurden diverse Kleinbildfilme und Dias verwendet. Das nachstehende Beispiel ist ein altes Dia mit Farbverfälschungen und Defekten. Es wurde vergleichsweise mit dem i900 bei 3200 dpi, einem Epson Perfection 3200 mit 3200 dpi, einem Epson 1640 SU und einem Nikon Coolscan 5000 bei 4000 dpi und 2000 dpi gescannt. Die Tonwerte und Farbigkeit wurde bei allen Scans mit Fotostation korrigiert. Beim Scannen waren ICE und Unscharf Maskieren deaktiviert.

Der i900 scannt Dias und Negative flott. Er benötigt ca. 1 Minute für den 3200 dpi Scan.

links: farblich unkorrigierter Scan

rechts: farblich korrigiert

Vergleich mit anderen Scannern

Wir haben das Dia mit verschiedenen Scannern digitalisiert. Die nachstehenden Ausschnitte wurden zur Vergleichbarkeit auf dieselbe Größe skaliert. Der Ausschnitt befindet sich in der Mitte des obigen Bildes.

Scanmaker i900 - Scan mit 3200 dpi, kein Unscharf Maskieren aktiviert. Detail aus dem Bild.
Mit der Unscharf Maskierung kann viel mehr herausgeholt werden.


Epson 1640SU - Scan mit 3200 dpi, kein Unscharf Maskieren aktiviert. Detail aus dem Bild.
Solche Bilder können durch die Unscharf Maskierung erheblich verbessert werden.


Epson Perfection 3200 - Scan mit 3200 dpi, kein Unscharf Maskieren aktiviert. Detail aus dem Bild.


Nikon Coolscan 5000- Scan mit 2000 dpi, kein Unscharf Maskieren aktiviert. Detail aus dem Bild.


Nikon Coolscan 4000 - Scan mit 4000 dpi, kein Unscharf Maskieren aktiviert. Detail aus dem Bild.

Die Bilder zeigen, dass der Nikon Coolscan 5000 das alte Dia bereits mit 2000 dpi erschöpfend auflöst. Der Epson 3200 kann gut mithalten. Lediglich in den Schatten zeigen sich Schwächen. Der i900 bringt ein weiches Bild, welches wirkungsvoll Korn, feinen Schmutz und Defekte Korn unterdrückt, aber nicht annähernd die Auflösungs- und Schärfeerwartung an einen 3200 dpi Scanner erfüllt. Der Tonwertverlauf der i900 Scans vom Dia ist in den hellen Zonen sehr schön, doch in den Schatten gibt es trotz SilverFast und Einstellungen, die Clipping vermeiden sollten, Tonwertabrisse. Man achte auf die Personen auf dem Bürgersteig hinter den Autos. Der Scan mit einem Epson 1640SU erreicht fast die Auflösung des i900-Bildes und hat eine bessere Zeichnung der Schatten. Für einen 3200 dpi Scanner mit einem Nenn-Dmax von 4.2 ist das eine sehr schwache Leistung.

Schwarzweissnegative

Die Tonwerte von Schwarzweissnegativen werden vom i900 hervorragend interpretiert. Schade, dass der Scanner in punkto Auflösung und Schärfe nicht mithält. Das folgende Bild wurde von einem extrem kontrastreichen Kleinbildnegativ gescannt und im 16 Bit Modus ausgegeben.

Die Tonwerte und Gradation wurde im Photoshop bearbeitet. Anschließend wurde die Datei in 8 Bit umgewandelt.

3200 dpi Scan mit Silverfast ohne Autoschärfe.

3200 dpi Scan mit Silverfast mit Autoschärfe

Am nachstehenden Beispiel kann man erkennen, welches Potential im i900 steckt. Die 16 Bit Datei zeigt extrem dunkle Schatten. Die Tonwerte wurden kräftig bearbeitet und anschließend in 8 Bit umgewandelt. Die Tonwertkurve bleibt geschlossen.




ICE - automatische Schmutz- und Kratzererkennung

Mit ICE werden Fusseln, Kratzer, Fingerabdrücke und dergleichen hardwaremäßig erkannt und über die Software den Umgebungstonwerten angeglichen. Damit kann man die Nachbearbeitung von Fotos erheblich erleichtern. ICE hat sich vor allem beim Scannen von Filmen bewährt. Dem Handbuch entnimmt man, dass ICE beim i900 nur mit Aufsichtsvorlagen und nicht mit Filmen funktioniert!

Für dieses Beispiel wurde ein Schwarzweissfoto kräftig geknickt. Die Bilder zeigen vergrößerte Details. Der Knick ist im Original viel feiner.

Das Scannen mit ICE dauert sehr lange. Ganz feine Kratzer oder Beschädigungen der Oberfläche werden gut beseitigt, doch in vielen Fällen ist die Anwendung des Reparaturpinsels oder Stempels aus Photoshop befriedigender.

Bei anderen Bildern mit Oberflächenschmutz wie Rost und Druckstellen von einer Büroklammer sowie Fingerabdrücken brachte ICE nichts.

ICE führt zu Tonwertabrissen im Schatten.


Ohne ICE ist der Scanner flott und liefert gute Ergebnisse mit einwandfreien Tonwerten.

Fazit

Man könnte diesen Beitrag noch erheblich ausweiten, da dieser Scanner ein Universalgerät für viele Vorlagentypen ist. Aufsichtsvorlagen werden einwandfrei gescannt. Die Farbwiedergabe ist in Ordnung. Dem Scanner liegen zwei Targets bei, mit deren Hilfe er kalibriert werden kann. Groß- und mittelformatige Filme lassen sich mit dem i900 gut scannen. Kleinbildfilmen, bei denen die 3200 dpi zum Zuge kommen sollten, wird der i900 nicht gerecht.

Für wen ist dieser Scanner gemacht? Flachbettscanner, die wirklich mit 3200 dpi auflösen wären gute Alternativen zu echten Filmscannern. Leider ist der i900 weit davon entfernt. Die ICE-Funktion für Aufsichtsvorlagen ist praktisch unbedeutend. Die Scanzeit verlängert sich extrem. Eine manuelle Retusche geht schneller und gelingt besser. Für den Heimanwender ist der i900 zu wuchtig und das Kalibrieren ist kompliziert. Die Glaslosfunktion für Filme ist angesichts der deutlichen Schwäche in Punkto Auflösung und Schärfe kein echter Kaufvorteil. Die Konkurrenz, insbesondere Epson mit seinen Perfection 3200 und 4870 Scannern (letzterer mit ICE für Filme und Aufsichtsvorlagen) haben preisgünstigere, leistungsstarke Scanner auf dem Markt, mit denen der i900 nicht mithalten kann. Bleibt zu hoffen, dass der i900 seine Zielgruppe nicht enttäuscht.

 

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