Sigma 70mm 1:2.8 DG Macro
Makroobjektiv - Review 2022 © Thomas GadeDas 70 mm 1: 2,8 DG Makroobjektiv gehört zu Sigmas EX-Reihe, die durch gute Materialien und Verarbeitungsqualität als besonders hochwertig gilt.
Spätes Review
Das Sigma 70mm DG Macro EX wurde im Juli 2006 herausgebracht. Warum erscheint dieses Review erst 16 Jahre später?2022 beschloss ich, meine umfangreiche Pentax Ausrüstung zu reduzieren. Für Natur und Tieraufnahmen nutzte ich nämlich immer häufiger kompaktere Objektive und Kameras mit MFT-Sensor von Panasonic. Für Produktfotos zu Hause oder wenn unter ungünstigen Lichtbedingungen die besseren High-ISO-Fähigkeiten größerer Sensoren vorteilhaft waren, blieb es bei Pentax.
Als Makroobjektive verwendete ich an DSLRs von Pentax gerne das Pentax FA 2.8 50 mm und Tamron SP 2.8 90 mm. Beide waren sowohl mechanisch als auch optisch sehr gut. Brauchte ich beide? Über Berichte im Internet wurde ich auf das 70 mm Makroobjektiv von Sigma aufmerksam. Seine optische Leistung wurde als hervorragend beschrieben. Gut erhaltene Exemplare aus zweiter Hand waren für ca. 200 € zu erhalten. Seine Brennweite lag zwischen den Werten für meine beiden bereits genannten Makroobjektive. Im Sinne der Verschlankung meines Objektivparks für Pentax-Kameras schien es attraktiv, die sie zu veräußern und durch das 70 mm Makroobjektiv von Sigma zu ersetzen. Alle drei genannten Objektive waren für das Format 24 × 36 mm vorgesehen und bedienten auch APS-C Sensoren bestens.
Vor dem Kauf der EX Version mit Stangen-Autofokus wurde nachgesehen, ob es eine modernere Version mit integriertem Autofokusantrieb und Dichtungen gegen Spritzwasser gab. Ja, aber nur für Canon EF , Sony E, L- und SA-Mount, nicht jedoch für Pentax.
Meistens störte mich der Stangen-Autofokus nicht und in der Makrofotografie wird ohnehin häufig auch manuell fokussiert. Darüber hinaus war der Blendenring am älteren EX-Objektiv attraktiv wenn man noch analog fotografierte und Spiegelreflexkameras aus dem 20. Jahrhundert nutzte. Dieser fehlte beim Art-Objektiv. Wer gerne filmte, würde wohl einen geräuschlosen Autofokus vorgezogen haben, der für Pentax jedoch nicht zu haben war.
Sigmas EX Serie
EX steht bei Sigma für exklusive Qualität, beste Materialien und erstklassige Verarbeitung für anspruchsvolle Nutzer. Einige Objektive der EX-Serie wurden bereits in den spätem 1990ern gebaut. Deshalb sollten alte positive Bewertungen nicht unbedingt in Kombination mit modernen Systemkameras für zutreffend gehalten werden. Zum Beispiel werden frühe Ultraweitwinkel-Zooms, wie das Sigma 10-20mm F4-5.6 EX DC, längst von Nachfolgern getoppt, die dank besserer optische Systeme und digitaler Korrekturen von Abbildungsfehlern wesentlich bessere Bilder liefern.Die optische Leistung ist heute vielfach nicht mehr alleine ausreichend, zusätzlich verbessern automatische Korrekturen von Abbildungsfehlern durch Kameras oder RAW-Konverter
erheblich die Bildqualität. Adobe Lightroom oder DXO PhotoLab und Capture One sind auf diesem Gebiet führend und man kann im Internet Listen der kompatiblen Objektive einsehen, um vorab bereits zu klären, ob für ältere Objektive entsprechende Profile existieren. Falls nicht, sind insbesondere ältere Zoomobjektive an modernen Digitalkameras nicht mehr attraktiv.
Bei lichtstarken Teleobjektive und Makroobjektiven mit festen Brennweiten sind Qualitätssteigerungen nicht im gleichen Maße erfolgt, solche Objektive können die Hersteller seit einigen Jahrzehnten mit vorzüglichen Abbildungsleistungen bauen.
Sigma 70mm 1:2.8 DG Macro EX
Dieses Objektiv wurde im Juli 2006 herausgebracht. Es hat eine stumpfmatte Oberfläche und einen Stangen-Autofokus. Der wirkt inzwischen etwas altbacken, ist aber in Ordnung. Bei Bedarf kann der Scharfstellbereich mit dem Fokus-Limiter von 55 mm bis unendlich und von 27,5 mm bis 48 mm beschränkt werden. Damit werden lange Autofokus-Aktionen vermieden. Der Fokusring dreht im AF-Modus mit. Das vordere Element rotiert jedoch nicht, sodass Polfilter verwendet werden können.70 mm Brennweite sind ungewöhnlich für vollformat-taugliche Makroobjektive, die sonst eher 50 mm oder 90 bis 105 mm aufweisen. 70 mm entsprechen am APS-C Sensor ca. 105 mm am Vollformat.
Technische Daten
Hersteller | Sigma |
Bezeichnung | Sigma 70mm 1:2.8 DG Macro EX |
Sensorformat | bis Vollformat |
Autofokus | Ja, Stangen-AF |
Blendenring | nein |
Naheinstellgrenze | 0,257 m (max. Abbildungsmaßstab 1:1, ~ 6,5 cm Mindestabstand) |
Focus Limiter | ja |
Filterdurchmesser | 62 mm |
Abmessungen | 95 x 115 mm |
Gewicht | 527 g mit Sonnenblende, ohne Deckel |
Relativ groß und schwer
Im Vergleich mit dem 90 mm Objektiv von Tamron und 50 mm von Pentax ist das 70 mm Makroobjektiv von Sigma erstaunlich groß und schwer.Die Frontlinse im Tamron steckt ziemlich tief im Tubus, sodass eine Sonnenblende unnötig ist. Beim Makroobjektiv von Pentax ist die Frontlinse bei Entfernungseinstellungen zwischen 0,5 m und unendlich gut vom Tubus abgeschattet und wird erst bei kürzeren Abständen nach vorne geschoben. Dagegen findet sich die Frontlinse Makroobjektiv von Sigma weit vorne, sodass die zum Lieferumfang gehören Sonnenblende auf jeden Fall angeschraubt werden sollte. Sie scheint aus Metall zu bestehen und hat vorderseitig ein Filtergewinde.
Gewicht | Fokus Limiter | |
Sigma 70mm 1:2.8 DG Macro EX | 503 g* | ja |
smc Pentax-FA 1:2.8 50mm MACRO | 384 g | ja |
Tamron AF SP Di 90mm 1:2.8 MACRO | 398 g | ja |
* Das Objektiv sollte mit Sonnenblende genutzt werden. Sie wiegt 27 g. Gesamtgewicht mit Objektiv: 530 g
** Nur in Kombination mit Nikon F
Digitale Abbildungskorrektur
Das Sigma 2.8 70mm DG macro EX ist in der Liste der Supperted Lenses von Lensfun aufgeführt, allerdings nur mit Korrektur der Fahrfehler, nicht jedoch für Verzeichnung und Vignettierung. Die letzten beiden Bereiche sind bei dieser speziell auch dafür optimierten Optik eher irrelevant. DxO PhotoLab enthält ebenfalls ein Profil. In der Liste von Adobe wird ein Sigma 2.8 70mm DG macro aufgeführt, jedoch ohne die Angabe EX. Ob das ein Versäumnis ist oder das Profil für ein anderes Modell gedacht ist, ist mir unbekannt. Capture One führt unser Testmodell nur in Kombination mit dem Nikon F Anschluss auf.Digitale Fehlerkorrektur | ||||
DxO | Capture One | Adobe | Lensfun | |
Sigma 70mm 1:2.8 DG Macro EX | ja | nein ** | ja | ja |
smc Pentax-FA 1:2.8 50mm MACRO | ja | nein | nein | nein |
Tamron AF SP Di 90mm 1:2.8 MACRO | ja | nein | ja | ja |
DxO PhotoLab erkennt, wenn Fotos mit dem Sigma 70mm F2.8 EX DG Macro aufgenommen werden und hat ein Profil für die digitale Korrektur von Abbildungsfehlern.
Das Sigma 2.8/ 70mm DG Macro EX (530 g mit Sonnenblende / 503 g ohne Sonnenblende) / ist voluminöser als das Pentax-FA 2.8 50mm macro (384 g) und Tamron SP 2.8 / 90 mm (398 g)
Optische Leistung
Die DXOMARK Scores sind mit 33 Punkten und 17 P-Mpix an einer Nikon D850 (Vollformat / 45,7 Megapixel) oder 34 Punkten und 22 P-Mpix an einer Canon EOS 5DS (Vollformat / 50,6 Megapixel) ziemlich hoch. Ähnliche Werte bekam das Tamron SP AF 90mm 2.8 Macro. Auf Pentaxforums wird die Schärfe des Makroobjektivs von Sigma mit 9,9 von 10 Punkten bewertet. Das sind vielversprechende Angaben.Test mit APS-C Sensor
Das Objektiv ist für das Vollformat gerechnet. Ich hatte zum Test keine Kamera mit einem Sensor in der Größe zur Hand und beschränke mich auf das APS-C Format mit 24 Megapixeln in einer Pentax K-70.Die RAW-Dateien wurden mit DxO PhotoLab 6.3 entwickelt. Zum Entrauschen war bei DeepPRIME XD 20 eingestellt, relativ niedriger Wert, weil mit ISO 400 fotografiert wurde. DxO Smart Lightning war mit der Intensität 25 zugeschaltet.
Es wurde keine zusätzliche Schärfung vorgenommen, sondern lediglich die Tonwerte in den Schatten etwas angehoben (aufgehellt).
Schneeglöckchen. Blende 8 und 1/400 sec. ISO 400
Ausschnitt aus dem Bild. Am grünen Kopf des Schneeglöckchens ist ein kleines Insekt. Das wurde erst beim Betrachten des Fotos entdeckt, aber nicht vor Ort während der Aufnahme.
Krokusse. Blende 8 und 1/400 sec. ISO 400
Ausschnitt aus dem Bild. Details im Fokus sind sehr scharf. Erkennbar ist auch, dass die Schärfentiefe bei Blende 8 und der kurzen Distanz gering ist.
Digitale Korrektur der Abbildungsfehler
Zaun aus Maschengitter.
Die Kamera war zum Verlauf der Gitterlinien ein wenig schief eingestellt, sodass horizontale Linien von links nach rechts ein wenig schräg nach unten verlaufen. Auffällige geometrische Verzeichnungen sind am Gitter nicht erkennbar.
Ausschnitt aus der Mitte. Zaun aus Maschengitter. Fotografiert mit Blende 2,8.
RAW-Datei entwickelt mit ACDSee Photo Studio Ultimate 2023 ohne Objektivkorrektur
Ausschnitt aus der Mitte Zaun aus Maschengitter. Fotografiert mit Blende 2,8
RAW-Datei entwickelt mit DxO PhotoLab 6.3 mit Objektivkorrektur
Ausschnitt aus der Ecke oben rechts. Fotografiert mit Blende 2,8.
RAW-Datei entwickelt mit ACDSee Photo Studio Ultimate 2023 ohne Objektivkorrektur
Ausschnitt aus der Ecke oben rechts. Fotografiert mit Blende 2,8.
RAW-Datei entwickelt mit DxO PhotoLab 6.3 mit Objektivkorrektur
Blende 5.6
Ausschnitt aus der Ecke oben rechts. Fotografiert mit Blende 5,6.
RAW-Datei entwickelt mit ACDSee Photo Studio Ultimate 2023 ohne Objektivkorrektur
Ausschnitt aus der Ecke oben rechts. Fotografiert mit Blende 5,6.
RAW-Datei entwickelt mit DxO PhotoLab 6.3 mit Objektivkorrektur
Mittige Ausschnitte müssen nicht verglichen werden. Die Schärfe ist tadellos. In den Ecken ist sie beim Pixel-Peeping sehr gut, aber nicht ganz so gut wie in der Mitte. DxO PhotoLab 6.3 arbeitet feine Details deutlicher heraus.
Beachten Sie beim Vergleich, dass nach der Entwicklung keine zusätzliche Schärfung angewandt wurde!
Optimierung mit Topaz Photo Ai 1.3
Optimierung mit Topaz Photo Ai 1.3. Diese Software analysiert Fotos und minimiert unter anderem das Rauschen und erhöht die Schärfe.
Mit Pixel-Peeping treibt man jede Optik an ihre Grenzen. Wer Ausschnitte vergleicht, die jeweils gerade mal einfünfzigstel der gesamten Bildfläche darstellen und sicher minimalen Unschärfen stört, hat deswegen nicht unbedingt eine kritische Optik, sondern eher ein persönliches Problem. Wenn der Autofokus die richtige Einstellung getroffen hat, liefert dieses Objektiv eine sehr gute Bildqualität. Ob die in den Bildecken von Vollformat-Sensoren mit über 40 Millionen Pixeln in der anspruchsvollen Architekturfotografie genügt, konnte ich leider nicht testen.
Nicht so gut - anschraubbare Sonnenblende
Zum Objektiv gehört eine Sonnenblende, die angeschraubt wird. Sie scheint aus Metall zu sein und hat innen eine sehr dunkle matte Beschichtung, die seitliches Licht nicht reflektiert, sondern absorbiert. Qualitativ übertrifft sie viele der sonst üblichen Sonnenblenden aus Plastik. So weit, so gut.
Anders als bei vielen anderen Makroobjektiven, ist die Frontlinse des Sigma Makroobjektivs ziemlich weit vorne und nicht tief im Tubus versenkt. Bei solchen Objektiven kann man auf eine Sonnenblende verzichten, beim Sigma EX DG 2.8 / 70mm macro wäre ihre Verwendung in manchen Situationen jedoch ratsam.
Und dafür ist die mitgelieferte Sonnenblende ja auch da. Weniger schön ist es allerdings, dass der Objektivdeckel bei angeschraubter Sonnenblende nicht aufgesetzt werden kann. Außerdem passt das Objektiv damit nur dann in seinen Köcher, wenn aus ihm eine dicke Polsterung herausgenommen wird. Es wäre besser, einen größeren Deckel mitzuliefern, der auf die Sonnenblende gesteckt werden kann. Darüber hinaus sollte der Köcher mit Polsterung so dimensioniert sein, dass das Objektiv mit angeschraubter Sonnenblende hineinpasst.
Das ist vergleichsweise bei einem Tamron SP Di 2.8 / 90mm Makroobjektiv nicht nötig, weil dessen vordere Linse ca. 4 cm von der Tubusöffnung entfernt ist und deshalb immer eine Abschattung des Seitenlichts gegeben ist.
Bewertung
Dieses Makroobjektiv hat eine sehr gute Optik und ist auch sehr gut gebaut. Mir gefällt das Konzept der abschraubbaren Sonnenblende aus den genannten Gründen nicht so gut. Aber wer sich einen größeren Deckel besorgt und einen Köcher, den das Objektiv mit anmontierter Sonnenblende passt, löst das Problem auf einfache Weise.Teure, moderne Makroobjektive haben eine Innenfokussierung, sodass ihr Tubus sich nicht verlängert und außerdem eine Bildstabilisierung. Viele Kameragehäuse, wie die im Test verwendete Pentax K 70, enthalten selber beweglicher Sensoren zur Bildstabilisierung. Daher muss das nicht unbedingt ein Mangel sein, der in der Praxis wirklich eine Rolle spielt.
70 mm Brennweite neben zwischen typischen 50 mm und ca. 90-100 mm Makroobjektiven. Das Sigma 70mm Makoobjektiv bietet sich also als Kompromiss an. Außerdem entspricht ist an der APS-C Kamera etwa dem 100 mm Makroobjektiv am Vollformat. 70 mm Brennweite sind sowohl am Vollformat als auch am APS-C Sensor sehr gut für Porträts geeignet.
Sehr gut erhaltene Exemplare dieses Makroobjektivs sind aus zweiter Hand für verschiedene Kameraanschlüsse für 200-300 € zu haben. Vergleichsweise kostet ein Canon Objektiv RF 100mm F2.8 L Macro is USM derzeit etwa 1350 € oder ein aktuelles Tamron SP 90mm f2.8 Di VC USD Macro ca. 540 €. Für ein Pentax SMC 100mm 1:2,8 Makro WR werden ca. 530 € verlangt.
Das Preis-/Leistungsverhältnis eines gebraucht erworbenen Sigma EX DG 2.8 / 70mm macro Objektivs ist exzellent.
© Thomas Gade Unsere Texte und Bilder sind urheberrechtlich geschützt. Jede Nutzung ist nur mit schriftlicher Erlaubnis des Verfassers gestattet und stets honorarpflichtig. / © Our articles and images are copyrighted.