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Laowa 25 mm f/2.8 Ultra Macro 2,5-5X

Text. Review. Extremes Makroobjektiv

2023 © Thomas Gade


Canon EOS R6 II mit LAOWA 25 mm f/2,8 Ultra Macro 2,5-5X und LED Ringlicht


Das LAOWA 25 mm f/2,8 Ultra Macro 2,5-5X ist ein spezielles Makroobjektiv. Es stammt von Laowa Lenses (Venus Optics) mit Hauptsitz in China. Das Unternehmen wurde 2013 gegründet und betrachtet sich als führenden Hersteller von Premium-Objektiven. Laut eigener Darstellung sind die Gründer Fotografie-Enthusiasten und Branchenkenner. Das Team der optischen Designer verfügt über mehr als 20 Jahre Erfahrung und entwarf zuvor Objektive für japanische und deutsche Auftraggeber.

Die Produktionsstätte befindet sich in Hefei im Osten Chinas und ca. 5 Autostunden von Shanghai entfernt. Der Vertriebs- und Marketingsitz ist in Hongkong und es gibt ein Vertriebsbüro in den USA. In Deutschland ist die Brenner Import und Handels GmbH (B.I.G.) für den Vertrieb verantwortlich und betreibt die deutschsprachige Website über Laowa Objektive.

2023 schrieb ich für die Zeitschrift c‘t Fotografie einen längeren Artikel über Makrofotografie. Darin stellte ich diverse Möglichkeiten vor und bezog auch das LAOWA 25 mm f/2,8 Ultra Macro 2,5-5X ein.

Es war mir durch diverse Beiträge von Insektenfotografen in Blogs und in YouTube-Videos aufgefallen. Die starke Vergrößerung von 2,5 bis 5-fach war für den Kreis sehr attraktiv.

Dafür habe ich bisher hauptsächlich Mikroskopobjektive oder normale Fotoobjektive in Retrostellung eingesetzt. Aus meiner Erfahrung sind solche Vergrößerungen, bzw. Abbildungsmaßstäbe nur mit motorisierten Einstellschlitten, wie die Stacking Rail von WeMacro, sinnvoll zu verwenden. Ohne diese Unterstützung ist es schwierig, die minimalen Veränderungen bei entweder der Fokussierung  oder beim Verschieben der Kamera mit dem Objektiv um winzige Schritte kontrolliert vorzunehmen.


Technische Daten

Hersteller Venus Optics (China)
Bezeichnung LAOWA 25 mm f/2,8 Ultra Macro 2,5-5X
Brennweite 25 mm
Blende 2.8 - 16
Abbildungsmaßstab 2,5: 1 bis 5:1
Filtergewinde nicht vorhanden
Länge 113 bis 165 mm (Vorderkante bis Bajonettauflagefläche)
Gewicht des Tubus 440 g (Tubus ohne Zubehör)
Optik 8 Elemente in 6 Gruppen
Preis ab 160 €
Markteinführung 2015



Viel erhoffte ich mir nicht davon, weil es keine elektronische Verbindung zwischen dem Kameragehäuse und Objektiv bestand und manuell fokussiert werden musste.  Es war nur als Makroobjektiv verwendbar, nicht jedoch für weiter entfernte Motive. Im Prinzip entsprach es einem Lupenobjektiv mit 2-fachem Zoom. Oder einem Mikroskopobjektiv mit geringer Vergrößerung.

Inzwischen war bei neueren Digitalkameras die Funktion Focus Bracketing zum Standard geworden. Mit kompatiblen Objektiven können solche Kameras eine Bilderserie mit von Bild zu Bild minimal fortlaufend veränderter Schärfeeinstellung aufnehmen, die anschließend von einer Focus Stacking Software zu einem Bild mit einer erheblich größeren Schärfentiefe zusammengerechnet werden, als ein einziges Foto sie bieten kann.

Canon hatte das RF 100mm Macro F2.8 mit 1,4-facher Vergrößerung am Nahanschlag herausgebracht. Mit einem 2x Telekonverter konnte der Wert auf 2,8-fach gesteigert werden. Das Objektiv ist sehr gut zum Focus Bracketing durch die Kamera geeignet und bietet auch bei kürzester Einstellung noch genügend Platz für die Beleuchtung der Motive. OM-System hatte endlich das schon lange angekündigte 90mm F3.5 Macro IS Pro herausgebracht, das ohne Zubehör sogar bis 2-fach vergrößerte und mit 2x Telekonverter 4-fach. Diese modernen Objektive reagieren blitzschnell die Befehle der Gehäuse und unterstützen die Bildstabilisierung.

Dagegen waren die Möglichkeiten des LAOWA 25 mm f/2,8 Ultra Macro 2,5-5X bescheiden. Allerdings waren die genannten anderen Objektive jeweils auch etwa dreimal so teuer. Ob das ins Gewicht fiel, mag jeder selber beurteilen, auf jeden Fall sind sie nicht nur für die extreme Makrofotografie zu gebrauchen, sondern weit darüber hinaus, weil mit ihnen bis unendlich scharf gestellt werden kann.

Aber schieben wir diese Gedanken mal beiseite und betrachten das LAOWA 25 mm f/2,8 Ultra Macro 2,5-5X genauer.

Lieferumfang


Screenshot. Deutsche Laowa Website

Auf den Angebotsseiten im Internet sieht man dieses Objektiv immer nur Solo. Der Lieferumfang besteht aus dem Objektiv, die Rückdeckel und dem Frontdeckel. Dass es optional weitere dazugehörige Teile gibt, ist nicht auf dem ersten Blick erkennbar. Aber die exzellente Stativstelle und das maßgeschneiderte LED-Ringlicht gehören unbedingt dazu. Für beide zusammen muss man knapp 100 € extra einkalkulieren.

LED Ringlicht

Das LED-Ringlicht ist sehr hell. Es wird über einen USB Anschluss aus einer externen Stromquelle (beliebige Powerbank) gespeist. Das Ringlicht erwärmt sich, nach einer Viertelstunde ist es heiß.

Eine Metallfassung mit Kühlrippen zur Ableitung der Wärme wäre sinnvoll. Inwieweit die beinahe heiße LED Leuchte durch die Erwärmung der Frontlinse Einfluss auf die Abbildungsqualität hat, habe ich nicht untersucht, aber Gläser unterliegen temperaturbedingten Schrumpfungs- und Ausdehnungsprozessen, die möglicherweise auch hier eine Rolle spielen könnten.

Erstaunlicherweise erzeugt der Kreis aus LED-Lichtern rund um die weit vorne liegende Frontlinse kein schädliches Streulicht. Sonst hätte ich einen schmalen Streifen schwarzen Kartons genutzt, um an der Außenseite des inneren Rings einen ca. 3-5 mm hohen Kragen zuzufügen. Aber der war unnötig.

Stativschelle

Die Stativstelle ist sehr gut gebaut. Sie kann so angesetzt werden, dass der Fuß entweder nach vorne oder hinten ragt, sodass eine perfekte Balance aus der verwendeten Kamera mit dem Objektiv auf einem Stativ oder Makroschlitten erreicht wird. Negativ fällt auf, dass der Stativfuß ein Profil aufweist, das nicht kompatibel mit dem Arca-Swiss Klemmsystem ist. Dass dieses mittlerweile Standard ist, dürfte den Herstellern in China bekannt sein.


Einstellen des Abbildungsmaßtabs zwischen 2,5:1 (2,5x) bis 5:1 (5x) über ein strammes und spielfreies Schneckengewinde. Eine Skala zeigt die Vergrößerung. Scharfgestellt wird am besten mithilfe eines Makroschlittens mit Feintrieb. Manuelle Fotografie ist mit diesem Objektiv kaum möglich.

Makroschlitten

Beim Abbildungsmaßstab 2,5 : 1 und größer ist die Nutzung aus freier Hand kaum möglich, bzw. wird die Trefferquote durch die extrem geringe Schärfentiefe erbärmlich sein. Immerhin liefern die LED Ringleuchte das nötige Licht für den mobilen Einsatz. Man muss dafür lediglich an eine kleinere Powerbank mit Epoxid (2-Komponentenkleber) einen Zubehörschuh kleben und die LED-Ringleuchte per USB-Kabel mit Strom versorgen. Falls man freihändig fotografieren möchte, wird am besten eine schnelle Serienbelichtung genutzt und auf wenigstens ein brauchbares Bild unter den Ergebnissen gehofft.



Nutzen Sie lieber einen Makroschlitten mit Feintrieb, um Bilderserien zum Focus Stacking aufzunehmen. Im gezeigten Aufbau wird das LAOWA 25mm nicht verwendet, es wäre aber einfacher zu handhaben als ein Balgengerät mit dem Objektiv.

Kameraanschluss

LAOWA stellt dieses Makroobjektiv mit folgenden Anschlüssen her:
Canon EF, Nikon F, Pentax-K sowie Nikon Z, Canon RF, Sony E und L-Mount

Die Anschlüsse sind nur dafür da, um das Objektiv fest an eine Kamera zu montieren. Es gibt keine mechanischen und elektronischen Kupplungen zur Steuerung der Blende oder zum Fokussieren durch die Kamera. Deshalb wäre eigentlich ein universeller Anschluss, zum Beispiel M42 mit zusätzlichem Adapter naheliegend, um das Makroobjektiv markenübergreifend nutzen zu können.

Eine gewisse Flexibilität gewinnt man, indem ein Anschluss für eine DSLR gewählt wird, nämlich Canon EF, Pentax K oder Nikon F. Alle spiegellosen Systeme mit Sensoren bis zum Vollformat haben kürzere Auflagemaße und es gibt relativ preiswerte Adapter von den DSLR-Bajonetten zu Canon RF, Sony-E, Nikon Z, MFT und L-Mount.

Begehen Sie nicht den Fehler, dieses Objektiv mit einem Anschluss für spiegellose Systeme zu kaufen, weil Sie sich sonst genau auf einen Anschluss beschränken und beim Systemwechsel oder bei gewünschter mehrgleisiger Nutzung von verschiedenen Systemen das Nachsehen haben.


Tubus und Bajonett aus Metall. Gute Innenschwärzung.


Blendenring von 2,8 bis 16. Durch den langen Abstand zwischen dem 25mm Objektiv und dem Sensor ist das ankommende Bild relativ dunkel und setzt die Abnahme der Detailauflösung durch die Beugung des Lichts an den Blendenlamellen schon früh ein. Deshalb wird man für Aufnahmeserien zum Fokus Stacking mit Blende 2,8 oder 4 fotografieren.

Die Werte stimmen übrigens nur für eine Einstellung auf unendlich. Ansonsten errechnet sich die effektive Blende aus Vergrößerung + 1 = zusätzliche Blendenwerte. Stellt man Blende 2,8 ein und 5:1, ist die effektive Blende 6 Stufen größer als Blende 2,8. Also 32.

Sensorformate

Das 25 mm Makroobjektiv von LAOWA ist mit Sensoren in den Formaten MFT bis Vollformat zu nutzen. Beim Test an einer Canon EOS R6 II ist bei Blenden zwischen 2,8-5,6 in den Ecken Vignettierung erkennbar. Dieser Helligkeitsabfall lässt sich digital korrigieren und ist bei vielen Motiven in der Makrofotografie unbedeutend. Stärker sollte die Blende jedoch nicht geschlossen werden, weil sonst Lichtbeugung an ihren Lamellen eine spürbare Verringerung des Auflösungsvermögens bewirkt.

Die geringe Schärfentiefe steht einer freihändigen Verwendung entgegen. Wenn Motive nicht völlig flach sind, ist Focus Stacking unumgänglich. Es gibt Einstellschlitten mit manuellen Feintrieben, zum Beispiel von Manfrotto, NSI, Rollei, Velbon und anderen. Mit gutem Willen mögen einige ausreichend präzise für die niedrigste Vergrößerung sein, aber für 5x sind sie nicht präzise genug.  Die Feintriebe aus Zahnstangen und Zahnrädern oder langen Stangen mit Schneckengewinde haben zu große Toleranzen, um in den Regionen noch einwandfrei zu funktionieren und ausgleichende Fette, die kleine Spalte zur Verringerung des Spiels füllen, sind praktisch nicht zulässig, weil kaum zu vermeiden ist, dass die Kamera und die Optik verschmiert werden. Beim Wechsel der Drehrichtung torkeln solche Schlitten ein wenig, was bei Vergrößerungen bis 1x kaum auffällt, sehr wohl aber bei höheren.

Viel besser beherrscht man das Fotografieren mit dieser Optik durch die Verwendung eines robusten motorisierten Einstellschlittens, wie die Wemacro Focus Stacking Rail, die sich bei einem Vergleich mit der viel teureren Novoflex Castel-Micro als torkelfreier erwies. Für Nutzer von guten motorisierten Einstellschlitten ist das LAOWA 25mm 2.5-5x Makroobjektiv eine attraktive Option.

Optische Qualität

Leider stand mir während der Leihdauer kein Makroschlitten mit Feintrieb und Motor zur Verfügung. Manuell gelangen mir die erforderlichen extrem kurzen Schritte zum Verschieben der Fototechnik mit meinen Makroschlitten von Rollei und Unitor nicht.

Dagegen zeigten visuelle Versuche gute Bilder. Ich habe dieses Objektiv an die Objektivstandarte eines Balgengeräts montiert, an dessen Kamerastandarte eine Halterung für Okular angebracht war. Mit meinen Mikroskopokularen von Zeiss war die visuelle Abbildungsqualität sehr gut. Sie auch fotografisch zu erreichen, setzt die dafür nötige Arbeitsweise voraus.



Das LED Ringlicht ist speziell für dieses Objektiv entworfen worden. Abgesehen von seiner Hitzeentwicklung ist es eine exzellente Lösung.  Zur Stromversorgung könnte eine kleinere Powerbank verwendet werden, an die ein Zubehörschuh geklebt wird, um die Stromquelle an den Blitzschuh der Kamera zu stecken. Geeignete Mini Powerbanks mit 10000 mAH sind für 10-15 € zu haben.

Beachten Sie bei diesem Bild, das zwischen dem Makroobjektiv von Laowa und dem Kameragehäuse ein Adapter zwischengeschaltet ist. Wenn man das Objektiv mit einem Anschluss für eine DSLR kauft, die ein viel größeres Auflagemaß hat als spiegellose Kameras, kann man es an alle DSLMs adaptieren. Die nötigen Adapter kosten rund 30 € und sie müssen keine elektronischen Anschlüsse enthalten, weil die beim Laowa 25mm Objektiv völlig unnötig sind.



Canon EOS R6 II mit dem Laowa 25mm und Ringlicht auf einem Makroschlitten mit einem Feintrieb, der für die geringste Vergrößerung noch einigermaßen präzise genug ist, um den Versuch zu wagen, mit manuellen Vorstellungen eine Bilderserien zum Focus Stacking zu erstellen. 



Zum Vergleich: Canon EOS R6 II mit dem Laowa 25mm und Ringlicht auf einem Makroschlitten neben einer Panasonic DMC LUMIX GX8 mit einem Balgengerät von Novoflex und einem Makroobjektiv von Rodenstock mit zwei Rollei Lumis Mini LED Leuchten, die eigene Akkus enthalten. Das Ringlicht von Laowa wird per Kabel aus einer externen Quelle mit Strom versorgt.

Bewertung

Dieses Objektiv ist sehr gut gebaut. Die Handhabung ist schwierig. Seine Nutzung ist ein Fall für Spezialisten, die sich in der Makrofotografie gut auskennen. Ob sich die Investition lohnt, hängt u.a. von der übrigen Kameraausrüstung ab.  Wer eine moderne Systemkamera mit integriertem Fokus Bracketing verwendet und sich kompatible Makroobjektive mit Autofokus leisten kann, dürfte damit glücklicher werden.

Hat man jedoch einen motorisierten Einstellschlitten und Motive, die einen die Zeit lassen, mit dieser umständlicheren Technik zu arbeiten, macht das Laowa 25mm 2,5 - 5 x mehr Sinn. Hat man sich darauf erst einmal eingelassen und in die Technik eingefuchst, wird die Objektivserie Aurogon von Laowa für Vergrößerungen von 10 bis 50-fach mit 20 mm Arbeitsabstand interessant. Im Prinzip sind das Mikroskopobjektive ohne Bildkrümmung für eine Projektion auf ebene Sensoren.

Zum Schluss eine Wiederholung: Kaufen Sie dieses Objektiv nicht mit einem Anschluss für eine spiegellose Kamera, weil es dann nicht mehr an Kameras aus anderen Systemen zu adaptieren wäre! Da dieses Objektiv rein manuell funktioniert und keine Kontakte oder mechanischen Kupplungen Steuerungen oder eine Informationsaustausch mit den Kameragehäusen ermöglichen, ist einer der DSLR Anschlüsse, nämlich Canon EF, Nikon F oder Pentax K vorzuziehen. Die nötigen Adapter zum Anschluss an beliebige spiegellose Systemkameras bis zum Vollformat kosten rund 30 €. Auf diese Weise kann man ein und dasselbe Objektiv an mehreren Kamerasystemen verwenden und muss es auch bei einem Systemwechsel nicht austauschen.



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