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Sigma SD1 Merrill

© Thomas Gade - April 2015

Technische Daten


Sigma SD1. Die Vorderseite ist unspektakulär abgesehen von einer Besonderheit. Hinter dem Bajonett befindet sich ein Filter, der den dahinterliegenden Raum vor Staub schützt. Die Oberfläche des Filters ist leicht zugänglich und somit gut zu reinigen. Zugleich ist sie weit genug vom Sensor entfernt, als dass winzige Staubpartikel einen sichtbaren Effekt auf das Ergebnis hätten.

Marke Sigma
Bezeichnung SD1 Merrill
Sensorgröße 23,5 x 15,7mm (APS-C Format)
Pixelanzahl 14,75 Megapixel *
Empfindlichkeit ISO 100 - 6400
Video nein
Konstruktion Staub- und Spritzwassergeschützt
Gewicht 700g ohne Akku und Speicherkarte
Markteinführung 2011
Preis 2011: 7000 €
2012: 2000 €
2015: ab 820 € (Amazon)

* Sigma macht ungewöhnliche Pixelangaben: "Gesamte Pixel 48 MP, (Effektive Pixel) 46 MP (4.800 X 3.200 X 3 Schichten)"
Tatsächlich haben die Dateien eine Größe von 4704 x 3136 Pixel. Das entspricht 14,75 MP in der sonst üblichen Darstellung.

Im Jahr 2011 wurde die erste Sigma SD1 DSLR vorgestellt. Der Einführungspreis war happig. 7000 € wurden aufgerufen, um bereits im Folgejahr drastisch auf 2000 € gesenkt zu werden. Inzwischen ist ein Sigma SD1 Merrill Gehäuse ab 820 € zu erhalten.

Foveon Sensor

Die Sigma SD1 enthält einen besonderen Sensor. Das US-Unternehmen Foveon entwickelte einen Kamerasensor, der anstelle von nebeneinander liegenden Pixeln (Bayer-Matrix) mit Empfindlichkeiten für jeweils rotes, grünes und blaues Licht drei übereinander liegenden Schichten mit Rezeptoren für die gleichen Farben hat. Mehr dazu: Sigma / Foveon Sensor


Der Staubschutzfilter ist zugleich ein Infrarotsperrfilter. Man kann ihn herausnehmen, um das Innere zu reinigen und um Infrarotfotos aufzunehmen. Kein anderes DSLR System bietet dieses Feature, sieht man von wenigen Kameras anderer Hersteller ab, die speziell zur Astrofotografie modifiziert wurden. Mit einem zusätzlichen Filter, der ähnlich wie bei der Sigma SD1 hinter dem Bajonett eingesetzt wird, kann man sie wieder für die Alltagsfotografie tauglich machen. Die Idee ist gut und man fragt sich, warum andere Hersteller dies nicht ebenso machen.



Die Oberseite der Sigma SD1 birgt keine Geheimnisse. Es gibt ein Einstellrad für Belichtungsprogramme und ein weiteres zum An- und ausschalten und Einstellungen zum Auslösen, wie Selbstauslöser, Einzelbild- und Serienaufnahmen. Seltsamerweise befindet sich auf der Oberseite kein zweites Display, das diverse Einstellungen auf einen Blick vermittelt. Das ist merkwürdig, weil die ältere Sigma SD15 bereits ein beleuchtetes Display hatte.



Die Rückseite der Sigma SD1 entspricht dem Aussehen vieler anderer digitaler Spiegelreflexkameras. Es gibt einen 3" LCD Monitor, einen Dioptrienausgleich am Sucher und verschiedene Tasten für diverse Funktionen. Hat man sich damit vertraut gemacht, ist die Bedienung dieser Kamera einfach. Leider gibt es keinen LiveView und somit auch keine digitalen Lupe zum manuellen Scharfstellen.

Kein LiveView



Die besondere Qualität des Foveon Sensors wäre am Mikroskop, am Teleskop oder am Balgengerät vorteilhaft. Jedoch kann man mangels LiveView nicht auf den Punkt genau scharfstellen. Der optische Sucher der Kamera ist gut, doch eine wirklich präzise Scharfstellung gelingt mit solchen Optiken nur mit Hilfe der digitalen Lupe.

Compact Flash Karte

Die Sigma SD1 speichert Bilder auf Compact Flash Karten. In der älteren SD15 wurden bereits SD-Karten verwendet. Warum Sigma bei seinem Flaggschiff auf die altertümliche CF-Karte setzt, ist nicht nachvollziehbar, weil die SD-Karte bereits im Jahr 2011 das Standardmedium war und viele Computer schon damals Slots dafür hatten, jedoch nur selten für CF-Karten.

Nach einer Aufnahme dauert es mehrere Sekunden, bis man ein Bild durch Drücken der Wiedergabetaste aufrufen kann. Das Flackern eines rötlichen Lichts auf der Rückseite der Kamera zeigt an, dass sie mit dem Beschreiben der Speicherkarte beschäftigt ist. Drückt man währenddessen die Wiedergabetaste, öffnet sich ein Infofeld, das man gar nicht sehen möchte. Erst nach Abschluss der Speichervorgänge wird mit der Wiedergabetaste ein Bild aufgerufen. Andere Kameras bewältigen dies schneller. Die knapp 15 Megapixel großen Dateien belegen 40-50 MB auf der Speicherkarte, während sie in anderen Rohformaten rund 20 MB benötigen.

Wie bei allen DSLRs ist das Potenzial dieser Kamera nur beim Fotografieren im Rohformat voll auszuschöpfen. Während bei anderen Kameras RAW-Dateien grundsätzlich mit voller Auflösung aufgenommen werden, kann man bei der Sigma SD1 drei Auflösungsstufen eingeben, was eigenartig ist, weil es keinen Grund für eine Reduzierung der Auflösung gibt. Im Erscheinungsjahr dieser Kamera, 2011, waren die Kapazitäten der Speichermedien und die Leistung der Computer bereits auf einem so hohen Niveau, dass eine Verringerung der Pixelanzahl keinen Sinn machte. Ist man sich der drei Stufen nicht bewusst, besteht die Gefahr, dass man versehentlich Bilder in geringer Auflösung aufnimmt, obwohl man sie in voller Auflösung aufnehmen wollte.

RAW Format X3F nur mit Sigma Photo Pro

Die Rohdateien vom Foveon Sensor können von den üblichen RAW Konvertern nicht interpretiert werden. Sigma hat dafür ein eigenes Programm, Sigma Photo Pro.

Bildqualität

Bild 1 - Blüten


Sigma SD1, ISO 200, 1/320 Sekunde, Rodenstock Apo-Rodagon-D 75mm. Blende 8



100% Ausschnitt (800x533 Pixel) aus dem obigen Bild

Bild 2 - Baumblüten


Sigma SD1, ISO 200, 1/640 Sekunde, Rodenstock Apo-Rodagon-D 75mm. Blende 8


100% Ausschnitt (800x533 Pixel) aus dem obigen Bild

Bild 3 - Blüten am Strauch


Sigma SD1, ISO 200, 1/400 Sekunde, Rodenstock Apo-Rodagon-D 75mm. Blende 8


100% Ausschnitt (800x533 Pixel) aus dem obigen Bild

Fazit

Im Vergleich mit anderen 15 MP Bildern ist die Qualität der Aufnahmen der Sigma SD1 Merrill bei ISO-Werten zwischen 100-400 beeindruckend. Man muss kaum nachschärfen, um Details gut aufzulösen und homogene Flächen sind frei von Farbsprenkeln.

Ob dies einen Preis von über 800 € für das Gehäuse rechtfertigt, ist fraglich. Andere Kameras haben LiveView und können mittlerweile in hoher Qualität filmen. Ihre RAW-Dateien sind mit einer Vielzahl flotter Programm kompatibel und 24 MP sind inzwischen Standard geworden. Die Tendenz ist steigend.

Ein Nachfolger dieser Kamera sollte eine höhere Auflösung haben, ein zweites beleuchtbares Infodisplay auf der Oberseite, einen SD-Kartenslot und LiveView mit digitaler Lupe. Das Gehäuse darf nicht mehr kosten als eine Mittelklasse-DSLR, weil Profis nicht von Nikon oder Canon zu Sigma wechseln.

Zudem wäre es gut, wenn Sigma diese Kamera mit mehreren Bajonetten anbietet, so wie es das Unternehmen mit seinen Objektiven macht. Dann wäre eine DSLR mit einem Foveon Sensor eine interessante Ergänzung für bereits bestehende Kameraausrüstungen. Vermutlich würden dann wesentlich mehr Fotografen dem Reiz der besonderen Foveon Technik erliegen. Man könnte noch einen Schritt weitergehen und die Gehäuse für Objektivanschluss flott machen, die derzeit keine Rolle spielen, wie hochwertige Objektive der Contax-Systeme. Geht man das auf breiter Front an, vereinfacht das lizenzrechtliche Fragen, weil die anderen Kamerahersteller entweder eine wirtschaftlich tragbare Lizenz für den eigenen Objektivanschluss vergeben oder unter dem Zugzwang stehen, ihrerseits ein Modell mit einem Foveon Sensor anzubieten. In beiden Fällen profitiert Sigma davon.

Mit dem jetzigen Konzept wird sich Sigma nicht als bedeutender DSLR Anbieter behaupten. Das Unternehmen sollte mehr auf Synergie-Effekte durch eine Integration seiner Systemkameras in bestehende fotografische Ausrüstungen setzen und hätte dann bestimmt bedeutend höhere Absatzzahlen, die nicht zuletzt auch der Weiterentwicklung der Foveontechnologie zugute kommen.



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