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Die Verzeichnung der Randlinien tritt natürlich auch bei nichtachromatischen einfachen Linsen (Monokel, S. 9) auf.
Vereinigt man zwei gleiche einfache Linsen so miteinander, dass sie einander in einiger Entfernung gegenüberstehen (z.B. zwei Linsen von je 24 cm Brennweite in einem Abstande von 5 cm) und bringt die Blende in der Mitte zwischen beiden an (Bild 20), so hebt sich die Verkrümmung durch die Vorderlinse und durch die Hinterlinse gegenseitig auf, und wir erhalten mit einem solchen Doppelobjektiv verzeichnungsfreie Bilder.

 

 


Wir können dabei einfache (nicht achromatische) Linsen verwenden und erhalten damit ein Periskop (Bild 20), das eine Fokusdifferenz aufweist (vgl. S. 10), oder wir verwenden zwei achromatische Landschaftslinsen und erhalten damit einem Aplanaten (Bild 21); die größte verwendbare öffnung bei Periskopen beträgt F:11 bis F:13, bei Aplanaten durchschnittlich F:6 bis F:8, in einzelnen Fällen und für gewisse Zwecke (Bildnisse) bis zu F:5.


Weitere Fehler der einfachen Linsen sind; die sphärische Aberration: die vom Rande der Linse kommenden Strahlen werden stärker gebrochen als die von der Mitte kommenden (Zentralstrahlen); dies hat zur Folge, dass das Bild nirgends ganz scharf wird, außer wenn wir stärker abblenden. Das Abblenden bringt aber wiederum die Erscheinung der Blendendifferenz mit sich: stellen wir bei größerer öffnung scharf ein, so geschieht dies auf einen Punkt M zwischen R und Z (Bild 22); schneiden wir nun durch eine Blende die Randstrahlen ab, so liegt die größte Schärfe nicht mehr zwischen R und Z, sondern bei Z; wir müssen also bei solchen Linsen mit sphärischer Abweichung (einfache Linsen, Landschaftslinsen und mindere Aplanate) immer mit der Blende einstellen, mit der wir aufnehmen wollen.

Die sphärische Abweichung tritt bei schief auffallenden Strahlen noch in einer besonderen Form als Koma auf, die sich darin äußert, dass z.B. helle Punkte gegen den Rand zu einseitig kometenschweifartig verzerrt sind. Sphärische Abweichung und Koma sind bei Aplanaten meist hinreichend, völlig nur bei Anastigmaten beseitigt.

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Als aplanatische Doppelobjektive unsymmetrischen Baues sind die alten Porträtobjektive nach der Konstruktion Petzvals (siehe Bild 23) zu nennen; sie bestehen aus einer verkitteten Vorderlinse und einem hinteren Linsenpaar, dieses unverkittet, durch Luftschicht getrennt. Solche Objektive, die lediglich für den Gebrauch im Atelier und für Projektion bestimmt sind, werden auch in neuer Zeit unter dem Namen "Porträtobjektive" von verschiedenen Firmen in ähnlicher Konstruktion hergestellt; die öffnung dieser Instrumente geht bis zu F:2,3.
Das brauchbare Bildfeld ist sehr klein, die große Lichtstärke und damit zusammenhängende geringe Schärfentiefe macht das Petzval-Objektiv aber gerade für Bildnisaufnahmen recht geeignet, da sich die scharf eingestellten Teile des Gesichts um so plastischer von den unscharf gebliebenen hinteren Teilen des Kopfes und vom Hintergrunde abheben.

 

 

Die Fehler des Doppelobjektivs und ihre Behebung


Sind beim Aplanaten die chromatische Abweichung und die Distorsion beseitig, so bleibt ihm noch eine Reihe weiterer Fehler, die sich beim Arbeiten mit größeren Blenden lästig zeigen; es sind dies die Bildfeldwölbung und der Astigmatismus.
Die Bildfeldwölbung zeigt sich darin, dass das Bild eines ebenen Gegenstandes nicht in einer Ebene, sondern auf einer Kugelschale entworfen wird (vgl. Bild 24 bei a), so dass man auf der Mattscheibe immer nur entweder die Mitte (bei b) oder den Rand (bei a) scharf erhalten kann (Bild 24).

Der Astigmatismus ferner erhöht diesen Fehler noch dadurch, dass schief einfallende Lichtstrahlen, die z.B. in der senkrechten Ebene A liegen (Bild 25), in dem Punkte a, die in der wagrechten Ebene B liegenden in dem Punkte b vereinigt werden; die ersten werden daher auf der Bildfläche a (Bild 25) vereinigt, die zweiten auf der Fläche b, und zwar jedes mal nicht zu einem Punkte, sondern günstigen falls bei a zu einer wagrechten Linie, bei b zu einer darauf senkrechten. Ein Liniennetz wird daher von einer gewissen Einstellung mit scharfen senkrechten aber unscharfen waagrechten, bei einer anderen Einstellung mit scharfen wagrechten und unscharfen senkrechten Linien dargestellt.
Beide Fehler sind mehr oder weniger gut bei den Anastigmaten behoben, Doppelobjektiven, die meist mehr als 4 Linsen besitzen; hiervon können einzelne als Luftlinsen bestehen, d.h. dargestellt sein durch den freien Luftraum zwischen zwei, nicht miteinander verbundenen (verkitteten) Linsen (wie bei Bild 28).
Man hat zu unterscheiden zwischen symmetrischen (Bild 26) und unsymmetrischen (Bild 27 und 29) Anastigmaten; bei den symmetrischen sind vordere und hintere Objektivhälfte ganz gleich, bei den unsymmetrischen sind sie verschieden. Ferner ist zu unterscheiden zwischen verkitteten(Bild 26 und 27), unverkitteten (Bild 28) und halbverkitteten (Bild 29). Zu den unsymmetrischen, und zwar als halbverkittete, gehören auch die Triplets (Bild 30). Die verkitteten haben nur Glaslinsen, mindestens 4, meist 6, oft auch 8 oder mehr, die anderen noch je 2 (Bild 28) oder 1 Luftlinse (Bild 29). Eine allgemeine Regel, dass einer dieser Typen besser sei als der andere, lässt sich nicht aufstellen, jeder, richtig konstruiert, kann beste Leistungsfähigkeit in jeder Richtung zeigen.


*Anfänger mögen zunächst die kleiner gedruckten Teile des Textes überspringen.

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Bildfeld und Bildwinkel

Jedes Objektiv gibt nur über eine gewisse Fläche ein Bild, darüber hinaus lässt es die Mattscheibe finster (vgl. Bild 11); zu diesem Versuch muss man das Objektiv in einen größeren Apparat einsetzen, als für den es bestimmt ist, z.B. ein für 9x12 - Aufnahmen bestimmtes in einen Apparat für mindestens 13x18 cm. Dieses volle Bildfeld (Gesichtsfeld) können wir nicht ausnützen, sondern nur, entsprechend der rechteckigen Form unserer Platten, einen Ausschnitt davon, das nutzbare Bildfeld; es darf mit seinen Ecken nicht bis dicht an den Rand des Gesichtsfeldes reichen, denn hier ist die Helligkeit und die Schärfe in der Regel geringer als in der Mitte, und wir würden daher im Bilde dunklere und unscharfe Ecken erhalten; wir könnten ferner das Objektiv nicht, wie es oft nötig ist (vgl. S. 77), verschieben, ohne dunkle Ecken ins Bild zu bekommen. Durch Abblenden (vgl. S. 21) wird das Gesichtsfeld nicht vergrößert, wohl aber kann das brauchbare Bildfeld etwas vergrößert werden, indem die Schärfe und gleichmäßige Helligkeit bis weiter an den Rand herangebracht wird. Das brauchbare Bildfeld oder gar das Gesichtsfeld können durch unzweckmäßigen Bau der Objektivfassung unnötig eingeschränkt sein, indem die zu lange Fassung oder ihr Vorbau die Strahlen von den Rändern abschneidet (Bild 32); der Durchmesser des die Mitte der Platte treffenden Strahlenbündels M ist bedeutend größer als der des Bündels R, das die Ränder der Platte erreicht. Von einem solchen Objektiv sagt man, dass es vignettiert; durch Abblenden wird das Vignettieren vermindert.

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Nachfolgende Tabelle zeigt uns an, welchen Durchmesser das brauchbare (scharfe, gleichmäßig beleuchtete) Bildfeld für den üblichen Plattenformate haben muss:

    Erforderliche DurchmesserDes brauchbaren Bildfeldes
Plattengröße
6 x 9 cm
11 cm
Plattengröße
9 x 12 cm
15 cm
Plattengröße
10 x 15 cm
18 cm
Plattengröße
13 x 18 cm
23 cm
Plattengröße
18 x 24 cm
30 cm
Plattengröße
24 x 30 cm
38 cm
Plattengröße
30 x 40 cm
50 cm

Hierbei ist natürlich vorausgesetzt, dass die Objektivachse genau auf die Mitte der Platte gerichtet ist. Wenn, wie dies häufig bei Landschafts- und Gebäudeaufnahmen geschieht, das Objektiv nach oben oder unten verschoben wird, so kommt es vor, dass die Ecken der Platte außerhalb des Bildfeldes zu liegen kommen und infolgedessen nicht mitbelichtet werden. Will man also in der Begrenzung des Bildes mehr Spielraum haben, so muss ein Objektiv mit größerem Bildfelddurchmesser genommen werden.
Die Ausdehnung des Bildfeldes und damit das verwendbare Plattenformat stehen in einem bestimmten wichtigen Verhältnis zur Brennweite des Objektives.

Denkt man sich die Endpunkte des Bildfelddurchmesser mit dem optischen Mittelpunkt (hinteren Hauptpunkt, vgl. S. 5) des Objektivs verbunden, so schließen die Verbindungslinien einen Winkel ein, den man als den Bildwinkel bezeichnet. Dieser wird bestimmt, indem man auf einen weit entfernten Gegenstand einstellt und den Bildfelddurchmesser auf der Mattscheibe misst; dieser sei gleich der Länge der Geraden A B in Bild 33. Dann errichtet man in der Mitte der Geraden ein Lot, dessen Länge gleich der Objektivbrennweite ist, verbindet den Endpunkt des Lots C mit den Endpunkten der Geraden A B, so ist der Winkel A C B, welchen die Verbindungslinien einschließen, der Bildwinkel des Objektivs.

Einfache Landschaftslinsen lassen einen nutzbaren Bildwinkel von höchstens 30 - 40° zu, Aplanate in der Regel einen solchen von 40 - 50°, Anastigmate einen von 60 - 70°; Aplanate und Anastigmate, die einen größeren Bildwinkel umfassen, werden Weitwinkelobjektive genannt; sie sind besonders für die Aufnahme von Architekturen von Bedeutung; der größte bisher erreichte Bildwinkel beträgt 130°. äußerlich kennzeichnen sie sich dadurch, dass ihr Bau gedrungener, kürzer ist als der, der sonstigen Objektive (vgl. Bild 31 mit Bild 21).

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Ein Weitwinkelobjektiv ist natürlich nur für die Plattengröße, für welche es bestimmt ist, als Weitwinkel zu betrachten. Verwendet man ein derartiges Objektiv für eine kleinere Platte, so kommt sein großer Gesichtswinkel nicht zur Geltung, und es arbeitet genau so wie jedes andere Objektiv.

Der Zusammenhang zwischen Brennweite, Plattengröße und Bildwinkel ist aus folgender Tabelle zu ersehen:

Der Einfluss, den der Bildwinkel auf die Wirkung des Bildes hat, geht aus Bild 34 hervor; es stellt eine in der Zeichnung im Grundriss gedachte (der Fachzeichner würde sagen: herabgeschlagene) Kamera vor, in die drei Objektive mit verschiedener Brennweite eingesetzt wurden. Zunächst nehmen wir ein Objektiv mit sehr kurzer Brennweite (Auszug C C), diese ist ungefähr halb so lang wie die längste Seite der Platte C C, es umfasse einen Winkel von 110° (bzw. 90°, nach der längsten Plattenseite gerechnet). Solchen liefert nur ein Weitwinkelobjektiv. B B stellt den Auszug für ein Objektiv mittleren Gesichtsfeld von 80° (bzw. 60°, nach der längsten Plattenseite gerechnet) dar, wo die Brennweite = 4/5 der Plattenlänge ist, die punktierte Linie darunter gibt den Auszug für ein Objektiv, dessen Brennweite gleich der Plattenlänge ist, A A endlich den Auszug für ein Objektiv mit F = 5/4 der Plattenlänge.

Man erkennt nun aus den punktierten Linien A A, B B, C C, welches Bildfeld die verschiedenen Objektive von der vorliegenden Landschaft liefern. Das Bildfeld wird genau umschrieben, wenn man in den Schnittpunkten der durch die Landschaft in der Kamerahöhe gelegten Horizontalen die punktierten senkrechten Linien zieht. Man erkennt dann leicht, dass mit dem Objektiv, dessen Brennweite nahezu gleich der halben Plattenlänge ist das vollständige Bild der seitlichen Talgehänge erhalten wird. Das Objektiv, dessen Brennweite = 4/5 der Plattenlänge ist, liefert die Platte in Stellung B B; hier fehlt ein Teil der Seitengehänge des Tals, bei A A (Brennweite = 5/4 der Bildlänge) kommen nur die Berge im Hintergrund und diese nicht einmal ganz. Aber ein Objektiv von F = 5/4 der Bildlänge hat den Vorteil, die Gegenstände (ferne Berggruppe) am größten wiederzugeben. Ein Objektiv mit F = ½ Plattenlänge gibt sie dagegen am kleinsten, nämlich nur 2/5 so groß als ersteres. Bei den anderen Objektiven steht die Gegenstandsgröße im Verhältnis zur Brennweite.

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