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Film als Meterware

Filmpatronen selber befüllen. Lohnt sich das?

2017 / 2022 / 2024 © Thomas Gade


Blechdosen mit Film von Agfa und ORWO. Alte Bestände aus dem Kühlschrank. Die offene Filmrolle ist nicht mehr brauchbar, zeigt aber, wie 35mm Film als Meterware aussieht.

Dramatische Filmpreisentwicklung

2017 waren Filme noch verhältnismäßig günstig. Eine Filmpatrone mit farbigem Kleinbildfilm (35 mm) für 36 Aufnahmen kostete zwischen 4 € und 8 €. Für gute Schwarzweißfilme mit Empfindlichkeiten zwischen ISO 100 und 400 ca. 4 bis 6 € berechnet.

2022 stiegen die Preise für Schwarzweißfilme von Kodak auf ca. 14 € pro Kleinbildpatrone mit jeweils 36 Aufnahmen. Farbfilme bewegten sich auf 20 € zu. Billigere Filme (ab 8 €) waren meistens ausverkauft.

Billiger fotografieren?

Durch das Wiederbefüllen von Filmpatronen mit Meterware kann man Geld sparen. Eine Rolle mit 30,5 m Länge reicht für 18,5 Filme mit jeweils 36 Bildern.

2017: Kalkulieren wir mit dem Ilford HP5 Plus, einem Schwarzweißfilm mit ISO 400 Lichtempfindlichkeit. Derzeit kostet eine Filmpatrone für 36 Aufnahmen rund 6 €, Tendenz steigend und 18 Filme für jeweils 6 € insgesamt 108 €. Eine Rolle mit 30 m Meterware kostet rund 75 €. Die Ersparnis beträgt 33 €, jedoch benötigt man ein Ladegerät (neu rund 60 - 100 €) sowie leere Filmpatronen und man muss den Film selber einspulen.

2022: Der Preis für die Meterware Ilford HP5 Plus ist auf 110 € angestiegen.

2024: Ilford HP5 Plus: 129 € für 30,5m Meterware. Preis für eine Kleinbildpatrone für 36 Aufnahmen = 8,98 €, bzw. 8,72 € ab 10 Stück. 18 x 8,72 = 157 € (gerundet). Ersparnis = 27,60 €.


Dayroll Filmlader für Meterware. Dieses Modell wurde in ähnlicher Form von Hama, Kaiser und anderen Anbietern in den Handel gebracht.

Vorteilhaft bei Meterfilm ist außerdem, dass auch kürzere Filmstreifen in die Patronen geladen werden, falls man gar nicht vorhat, 36 Aufnahmen zu machen. Bei hohem Filmverbrauch lohnt sich Meterware.

2017 schrieb ich:

Wer jedoch jährlich nicht mehr als 20 Filme belichtet, hat gemessen am Aufwand nicht so viel davon. Alternativ lohnt es sich, nach Aktionspreisen für größere Mengen Filme in Patronen zu recherchieren. Immer wieder bieten Fotohändler Posten mit Material an, dessen Mindesthaltbarkeitsdauer überschritten ist. Bei kühl gelagertem Film ist das unbedeutend, weil sie erst nach mehreren Jahren spürbare Veränderungen ihrer Eigenschaften aufweisen. Eventuell wird sogar überlagerte Meterware sehr günstig angeboten.

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2022 / Nachtrag: Solche Angebot gibt es derzeit nicht. Filme sind so knapp, dass auch alte teuer verkauft werden. Fujifilm und Kodak können den Bedarf an Farbfilmen gar nicht decken. Deshalb sind die Preise stark gestiegen.


Kosten für Filmladegerät



Geöffneter Filmlader Bobinquick Junior

Filmlader sind nach folgendem Prinzip aufgebaut. Sie enthalten eine runde Vertiefung zum Einlegen der dicken Filmrolle. Das Abrollen des Filmes erfolgt mittels einer Führung bis zur Kammer mit der zu füllenden Filmpatrone.

Filmlader werden im Dunkeln befüllt und wieder verschlossen. Sie sind lichtdicht. Sicherheitshalber lagert man sie an einem dunklen Ort oder steckt sie in eine Lichtdichte Kunststofftüte aus einer Packung Fotopapier. Das Befüllen der Filmpatronen findet im Schatten statt.


2024 - Preis für einen Bobinquick Junior zum Befüllen von Kleinbildpatronen mit Meterware bei fotoimpex

85 € für den Filmlader sind sicherlich angemessen, aber ein Betrag, der beim Ermitteln des Sparpotenzials berücksichtigt werden muss. Wenn man keinen Filmlader hat oder nicht beim Kauf einer alten Foto(-labor)ausrüstung dazu bekommt, muss man schon viele Filme aus Meterware verbrauchen, damit sich die Anschaffung lohnt.

Filmpatronen

Während Film als Meterware noch relativ leicht erhältlich ist, sind befüllbare Patronen aus Metall nicht mehr im lokalen Fotohandel erhältlich. Früher konnte man die Patronen von einigen Filmen mehrmals verwenden. Sie ließen sich zum Herausnehmen des belichteten Films öffnen, ohne Schäden davonzutragen. Dazu zählten die Patronen von Ilford und Agfa, die runde Endkappen aus silbernem Metall hatten. Man konnte sie mit etwas Geschicklichkeit abziehen und später auch wieder aufdrücken.

Viele ORWO-Filme stecken in Kunststoffpatronen, die leicht zu öffnen und auch wieder zu verschließen sind. Leider sind mehrere Jahrzehnte alte Filme, die jemand noch in Schubladen findet, auf eBay oder anderen Gebrauchtmärkten so teuer, dass die Suche nach billigen alten ORWO Filmen sinnlos ist, deren Patronen man gerne mit frischem Film füllen möchte. Die Anbieter möchten dafür nicht weniger Geld haben als für neue Filme.

Im Fotohandel gibt es aber noch Filmpatronen aus Kunststoff zum Selberladen. Fotoimpex bietet die AP Filmpatrone Plastik' für 35 mm Film an. Sie kosten 1,12 €. Sie ist leicht zu öffnen und zu schließen und somit auch zu befüllen. Nordfoto bietet die gleich aussehende ' B.I.G. Filmpatrone Kunststoff' für 1,77 € an. Bei Fotobrenner kostet sie 1,99 €. Ihre Außenseite ist schwarz, es gibt keinen Aufdruck.

Ganz schön teuer! Billiger sind Patronen aus China.


Auf Aliexpress werden Filmpatronen aus Plastik zum Selberbefüllen für wenig Geld angeboten.



Aus China werden sogar Patronen aus Metall angeboten. Sind sie innen geschwärzt? Das kann man im Internet nicht erkennen. Und was bedeutet 'Bald im Angebot'?

DX-Kodierung fehlt

Diese Kunststoffpatronen sind innen und außen einfach nur schwarz. Es gibt außen keine Beschriftungen und keine Aufdrucke. Somit fehlen auch die DX-Kodierungen, die kompatiblen Kameras die Lichtempfindlichkeit der Filme mitteilen. Früher gab es im Fotohandel DX-Aufkleber, die inzwischen nicht mehr geführt werden.



Die DX-Kodierung, von Kodak entwickelt, ist ein zweireihiger Code aus silbernen oder blanken rechteckigen leitenden Flächen und schwarzen, nicht leitenden Flächen. Er wird durch entsprechende Kontakte in der Kamera ausgelesen. Er spielt auch eine Rolle in der Verarbeitung von Filmen in Großlaboren. Die DX-Kodierung wurde 1983 eingeführt. Ab Mitte der 1980er kamen vermehrt Kompaktkameras mit Autofokus auf den Markt, die keine manuelle Einstellmöglichkeit für die Lichtempfindlichkeit mehr boten. Leider war das auch bei einigen preiswerten Spiegelreflexkameras ab 1990 der Fall. Fehlt eine DX-Kodierung, stellt die Kamera 21 Din / ISO 100 ein.

Besser sind Kameras, bei denen die Lichtempfindlichkeit der Filme (wahlweise) manuell eingestellt werden kann. Nichtsdestotrotz sollte man auf jeden Fall Zettel mit Angaben über das Filmmaterial auf die Patronen kleben, um das später selber noch nachvollziehen zu können. Anderenfalls nützt einem sonst die manuelle Einstellmöglichkeit der Filmempfindlichkeit an der Kamera auch wenig.

Welche Filme?



Meterware ist nichts Neues, sondern war in den ersten Jahrzehnten nach Einführung des Kleinbildfilms sogar populärer als später.
Es gibt vor allem Schwarzweißfilme als Meterware. Kodaks Farbfilme sind nur im speziellen Handel für Cineasten zu finden.

Sie werden von der Eastman Kodak Company in den USA produziert. Während eines Insolvenzverfahrens im Jahr 2012 wurden die exklusiven Rechte zur Vermarktung der Filme aufgeteilt. Ein neues Unternehmen, Kodak Alaris, wurde als Zuckerbrot für eine britische Pensionskasse gegründet, die Verpflichtungen aus Betriebsrenten für Mitarbeiter von Kodak übernahm. Kodak Alaris bekam die exklusiven Rechte, zum Vertrieb der Filme für Fotografen während die  Eastman Kodak Company das alleinige Recht behielt, das gleiche und anderes Filmmaterial in langen Rollen als 'Motion Picture' an Filmemacher zu verkaufen.

Somit bekommen die Fotogeschäfte ihre Filme für Fotografen von Kodak Alaris, während Hollywood sein Material von der Eastman Kodak Company und ev. Zwischenhändlern erhält.

Das Unternehmen CineStill bezieht Rollenware aus dem Motion Picture Angebot und befüllt damit Patronen für Fotografen. Die Filme tragen danach nicht mehr die Marke Kodak, sondern CineStill film. Das Unternehmen ist in der Stadt Los Angeles ansässig, zu der Hollywood gehört. CineStill ist auch ein Händler für Kodak Motion Picture, verkauft das Material aber nur vor Ort und schließt jeden Versand aus, während die konfektionierten Filme für Fotografen international erhältlich sind.

Nur die schon seit Beginn der Fotografie auf Kleinbildfilm angebotenen Schwarzweißfilme in ca. 17 m und 30,5 m Länge als Meterware für Fotografen von Kodak Alaris vertrieben. Aber das war und ist unüblich für Farbfilme. In den Angeboten der Händler für analoge Fotografie sind sie auch nicht in solchen Konfektionen zu finden.  Siehe dazu auch:
https://imaging.kodakalaris.com/photographers/film

Dort sind die Filme für Fotografen gelistet und man kann für jeden Typ die Konfektionsgrößen einsehen.



Preis 2022: 199 € für eine Dose Meterware. / 2024 war er bereits auf 260 € gestiegen.

Deshalb ist es schwer, an frische 35mm Farbfilme als Meterware heranzukommen. Um den Kauf einer Dose mit einem langen Film für Kinoaufnahmen zu rechtfertigen, müsste man sehr viele Filme belichten. Neuerdings wird ein Color-Negativfilm namens Wolfen Color NC500 als Meterware angeboten. 199 € für 30,5 Meter sind kein Pappenstiel. Bei 18 Filmen mit 36 Bildern, wären das 11 € pro Patrone. Ziemlich viel, wenn ein fertig konfektionierter Film 13,90 € kostet. Das Material ist laut dem Hersteller InovisCoat (Bitterfeld/Wolfen) eine limitierte Auflage. Ob es dauerhaft produziert wird, ist daher fraglich.

Preise (Mai 2024)

für eine Dose mit jeweils 30,5 Meter 35mm Kleinbildfilm

FOMA Fomapan 400 51 €
FOMA Fomapan 200 53 €
ILFORD HP5+ 129 €
ILFORD FP4+ 129 €
KODAK TRI-X 400 175 €
ROLLEI Infrared 89 €
ORWO WOLFEN NC500 260 € 

Lohnt es sich?

Die Preise für Filme sind in den letzten Jahren dermaßen gestiegen, dass sich immer mehr die Frage stellt, ob sich analoge Fotografie überhaupt noch lohnt. Viele ältere Fotografen haben noch beträchtliche Vorräte im Kühlschrank und bekommen deshalb kaum mit, wie sehr sich ihr Hobby für Einsteiger verteuert hat.

Ob man heute (2024) für 129 € eine Dose Ilford FP4 zum Befüllen von 18 Patronen kauft oder diese fix und fertig für 157 € erwirbt,  die Ersparnis scheint mir zu gering dafür zu sein, um sich ein Ladegerät und die Patronen zu beschaffen. Den zeitlichen Aufwand darf man auch nicht vergessen. Mir wären die 36’er Patronen mit zutreffenden Aufdruck und DX-Kodierung lieber, als selbst befüllte Plastikpatronen mit selbst gemachten Aufklebern.

Ob es sich lohnt, hängt natürlich von der Menge der Filme ab, die man verbraucht. Wer jährlich bis zu 20 Filme verschiedener Art belichtet, kann sich die Mühe schenken. Schließlich bekommt man nicht alle Filmtypen als Meterware und in der Praxis bräuchte man auch mehrere Ladegeräte für verschiedene Filmsorten, weil man selten die 30,5 Meter in einem Arbeitsgang komplett in Patronen spult.

Ich habe aus alten Zeiten noch diverse Dosen voller Meterware im Kühlschrank. Zum Beispiel Agfa Ortho 25 oder Orwo MA9 und Film, der früher in Starenkästen verwendet wurde, also zum Fotografieren zu schnell fahrender Autos. Letzteren habe ich früher gerne verwendet, er hatte eine hohe Lichtempfindlichkeit und kleines Korn. Heute belichte ich meistens Schwarzweißfilme von Foma, die immer noch relativ günstig sind. Am besten bestellt man sie direkt beim Hersteller der Tschechei.

Dass ich noch ungeöffnete Dosen mit Meterware habe, liegt vor allem daran, dass ich dieses Filmmaterial kaum verwendet. Es ist eine Reserve, über deren Verbleib sich wahrscheinlich eines Tages meine Erben Gedanken machen müssen. Heute würde ich mir keine neue Meterware mehr kaufen, es sei denn, eine Behörde würde noch Vorräte des Überwachungsfilms für Autofahrer günstig abstoßen oder man käme günstig an Rollen mit Farbfilmen für Filmkameras heran.  Aber die 30,5 m Längen in Dosen, die derzeit im Fotohandel sind, bieten nicht mehr das frühere Sparpotenzial. Der preisliche Abstand zwischen Meterware und vom Hersteller befüllten Patronen ist mittlerweile zu gering.




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